Riester-Rente gescheitert? Von wegen!
Alle paar Wochen wird in den Medien verkündet, dass die „Riester-Rente gescheitert“ sei. Mit reißerischen Schlagzeilen wie „Gebühren fressen Zulagen“ soll suggeriert werden, dass Riestern sich nicht lohnt. Sorry, aber das ist totaler Quatsch. Nur weil in Ausnahmefällen eine andere Sparform günstiger ist oder einzelne Anbieter überteuerte Verträge verkauft haben, ziehen Journalisten und Politiker gleich das ganze Konzept der privaten Altersvorsorge in den Dreck.
Die Panikmache der Medien ist nicht ohne Wirkung geblieben. Viele schrecken davor zurück, einen Riester-Vertrag abzuschließen, weil sie Angst haben, von einem unehrlichen Anbieter über den Tisch gezogen zu werden. Das Ergebnis: Die Deutschen sparen weniger fürs Alter und stehen am Ende mit unzureichenden Rücklagen da. Das ist bedauerlich. Die Sparform Riester ist vielleicht nicht perfekt, aber einen gleichwertigen Ersatz gibt es nicht.
Man muss ganz klar differenzieren zwischen politischer Kritik an der Riester-Rente und praktischen Belangen. Ist die Rentenreform umstritten? Ja. Sind die Regeln für Riester kompliziert? Ja. Solltest du deswegen auf deine Altersvorsorge verzichten? Nein! Wer auf Riester verzichtet, dem gehen tausende Euro an Förderung in Form von Zulagen oder Steuervorteilen durch die Lappen, die ihm der Staat über die Jahre gezahlt hätte. Wenn du ein politischen Statement setzen willst, empfehle ich dir, an einer Demo zum Thema „Riester-Rente gescheitert“ teilzunehmen, anstatt deine Altersvorsorge aufs Spiel zu setzen 😉
In diesem Artikel möchte ich mit einigen Vorwürfen aufräumen, die immer wieder gegen die Riester-Rente erhoben werden.
Vorwurf 1: Die Kosten sind zu hoch
Der Vorwurf „Gebühren fressen Zulagen“ ist total übertrieben. Es ist in Einzelfällen vorgekommen, dass unseriöse Anbieter Verträge mit überhöhten Abschluss- oder Verwaltungskosten verkauft haben. Das haben die Medien zu einem Skandal aufgebauscht, den es in der Form nicht gibt. Es sind einige gute und günstige Riester-Angebote auf dem Markt, man muss sie nur finden. Die Stiftung Warentest hat erst kürzlich vier Riester-Rentenversicherungen mit „gut“ bewertet und für drei Riester-Fondssparpläne eine Empfehlung ausgesprochen (Finanztest 10/2015). Bei der Bewertung spielten die Abschluss- und Verwaltungskosten eine große Rolle.
Wer blindlings irgendeinen Riester-Vertrag abschließt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er hohe Gebühren zahlt. Wer Kosten und Leistungen vergleicht oder sich unabhängig beraten lässt, findet ganz bestimmt ein günstiges Riester-Produkt.
Vorwurf 2: Die Rendite ist zu niedrig
In den letzten 20 Jahren ist der Garantiezins von 4% auf klägliche 1,25% gesunken. Das ist nicht die Schuld der Riester-Rente. Dafür darfst du dich bei der Europäischen Zentralbank bedanken. Egal auf welchem Konto man sein Geld lagert, man bekommt immer weniger Zinsen dafür. Unsere Zentralbanker, die für den Schlamassel verantwortlich sind, behaupten, die Wirtschaft würde von den niedrigen Zinsen profitieren. Ich glaube, das ist Bullshit, aber auf mich hört ja keiner 😉 Kann die Riester-Rente etwas dafür, dass die Banker an den Zinsschrauben drehen? Wohl kaum. Deswegen sind niedrige Zinsen kein echter Kritikpunkt an dieser Sparform.
Es wird oft übersehen, dass es nicht nur Riester-Rentenversicherungen und Riester-Banksparpläne gibt, deren Rendite natürlich unter den niedrigen Zinsen leidet. Es gibt auch Riester-Fondssparpläne, mit denen man an den Aktienmärkten teilhaben kann. Ganz bequem vom Sofa aus, ohne dass man sich selbst mit Aktienkursen oder Börsennachrichten beschäftigen muss. Dabei sind langfristige Renditen von ca. 6% und mehr drin, wie aus den Statistiken des Deutschen Fondsverbands hervorgeht. Klar gibt es bei Fondsrenditen starke Schwankungen, aber gerade wer Fonds zur Altersvorsorge nutzt, dem können die zwischenzeitlichen Hochs und Tiefs herzlich egal sein. Selbst eine Finanzkrise spielt bei einem Anlagehorizont von 20-40 Jahren keine große Rolle mehr, die Schwankungen werden über die Jahre herausgemittelt und es ergibt sich wie gesagt eine jährliche Rendite von ca. 6%.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen riesengroßen Vorteil der Riester-Rente hinweisen, der von Kritikern gerne übersehen wird: Riester-Anbieter müssen garantieren, dass der Sparer zumindest die eingezahlten Beiträge wieder herausbekommt. Auch bei Fondssparplänen! Diese Möglichkeit, ohne Verlustrisiko in Aktien zu investieren, ist einzigartig.
Vorwurf 3: Riester wird auf die Grundsicherung angerechnet
Die „Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung“ ist eine Art Hartz IV für Rentner. Wer so wenig Rente bekommt, dass er seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann, bekommt die Grundsicherung. Riester-Gegner kritisieren, dass die Rente aus einem Riester-Vertrag auf die Grundsicherung angerechnet wird. Das ist aber – mal wieder – kein Argument, das nur Riester betrifft.
Jegliches Einkommen und Vermögen wird auf die Grundsicherung angerechnet, sei es aus Aktien, Gold, Immobilien, Bargeld oder was auch immer. Da ist ein Riester-Vertrag leider keine Ausnahme. Sogar die gesetzliche Rente wird angerechnet. Daher rät die Stiftung Warentest: nicht verunsichern lassen und weiter mit Riester sparen.
Riester-Rente gescheitert? Von wegen!
Wie wir gesehen haben, muss man ganz klar zwischen politischer und praktischer Argumentation unterscheiden. Als Wähler mag man das Riester-Modell und die Gesetze dahinter kritisieren. Als Sparer muss man damit arbeiten, was man hat, und das ist nun mal Riester. Dass die Riester-Rente gescheitert sei, ist aus praktischer Perspektive falsch. Millionen von Deutschen haben damit den Grundstein für ihre Altersvorsorge gelegt, und du kannst es auch.
Dass man garantiert Verlustfrei investieren kann, ist ein sehr ueberzeugendes Argument. Was passiert denn in dem Fall, dass der Riesteranbieter pleite macht? Ich hoffe, dass das dann immer noch gilt. Frage wer zahlt dann? Der Staat? – quasi der Steuerzahler?- oder wie ist das? Vielen Dank fuer Rat und Tat.
Fondsanbieter müssen die Anteile der Kunden als sogenanntes Sondervermögen führen. Dieses fällt nicht in die Konkursmasse des Unternehmens und ist somit vor einer Pleite geschützt. Im schlimmsten Fall bekommst du deine Anteile ausbezahlt.
Die Fondsanteile sind doch Sondervermögen der Versicherung und nicht Sondervermögen des Kunden!
Das kommt darauf an. Wenn du einen Riester-Fondssparplan abschließt, bei der ein Depot für dich eröffnet wird, gehören deine Fondsanteile rechtlich dir. Wenn du eine fondsgebundene Riester-Rentenversicherung abschließt, handelt es sich um „Sicherungsvermögen“ des Versicherers. Das gehört zwar rechtlich der Versicherungsgesellschaft, aber es ist selbst im Fall einer Insolvenz sehr unwahrscheinlich, dass du dein Geld nicht bekommst. Das wird hier ganz gut erklärt: http://www.finanzkueche.de/fondsvermoegen-ist-sondervermoegen/
Und was ist wenn der Riester-Fondssparplan in die Rentenphase gelangt? Dann ist es doch wieder einen klassische private Rentenversicherung mit dem Risiko eines Totalverlustes.
Auch wenn viele den Grundstein für ihre Altersvorsorge damit gelegt haben, bleiben immer noch viele zu viele Fragen in diesem Bereich offen. Hier sollte es viel mehr Aufklärung geben, damit die Menschen wieder wissen, was ihnen tatsächlich durch die Riester Rente geboten wird.
Ich bin da ganz deiner Meinung, Thomas! Deswegen blogge ich ja auch über die Riester-Rente 🙂
Mein Glückwunsch:
1, 2, 3 – gut erklärt, klare Meinung. Wenn das mal überall so einfach verdeutlicht würde. Riester ist eben auch deswegen unter Verruf gekommen, weil Bürokraten, windige Vermittler und leider auch viele Journalisten vieles verkompliziert haben – und manches selber nicht begriffen.
Es geht auch anders. Siehe oben.
Hallo Victor,
Du hast Dich bezüglich einer Pleite des Versicherers hier nur auf fondsgebundene Riesterverträge bezogen. Wie ist das bei Riesterverträgen, die auf Lebensversicherungen basieren und zum Beispiel einen Garantiezins von 2,75% haben? Was passiert mit solchen Verträgen im Falle einer Pleite des Versicherers? Ist das ebenfalls Sicherungs- oder Sondervermögen und darf nicht Teil der Konkursmasse sein, sprich, ist absolut sicher für den Kunden?
Hallo Anja,
wenn eine Lebensversicherung in Deutschland pleite gehen sollte, so werden die Versicherungsverträge von der „Protektor Lebensversicherungs-AG“ übernommen und fortgeführt. Das ist eine spezielle Sicherungseinrichtung, die dafür sorgt, dass Kunden nicht ihren Versicherungsschutz verlieren.
Viele Grüße,
Wolfdietrich