Vorsicht bei der Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr!
Die private Unfallversicherung kann für Menschen mit erhöhtem Unfallrisiko in der Freizeit eine sinnvolle Versicherung sein. Es gibt eine spezielle Variante der Unfallversicherung, die nur auf den ersten Blick sinnvoll erscheint: die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr. Mit dieser Versicherung sicherst du dich nicht nur finanziell gegen Unfälle ab, sondern sollst gleichzeitig Geld für die Zukunft sparen können. Das hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein. So ist es auch! Was die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr genau ist, welche Nachteile sie hat und wie du sie kündigst, erfährst du in diesem Artikel!
Das musst du wissen:
- Die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr ist eine Kombi aus einer Unfallversicherung und einer Geldanlage, ähnlich wie bei der Kapitallebensversicherung.
- Eine Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr ist nicht sinnvoll, um Geld anzulegen. Es gibt bessere Möglichkeiten, die dir wesentlich mehr Gewinne geben können.
- Wir raten von dieser Art der Unfallversicherung ab, da die Nachteile überwiegen.
Was ist eine private Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr?
Bei der Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückgewähr (UBR) werben die Versicherungen damit, dass du dich sowohl finanziell gegen einen Unfall absicherst als auch Geld für deine Zukunft sparst. Somit ist die UBR eine Kombi aus Unfallversicherung und Geldanlage, ähnlich wie bei der Kapitallebensversicherung. Hast du einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen, zahlst du einen monatlichen Beitrag an den Anbieter deiner Versicherung. Ein Teil deiner Beiträge fließt in deinen Unfallversicherungsschutz und der andere Teil wird angelegt und verzinst.
Im Todesfall der versicherten Person oder zum Ende der Laufzeit (dem Ablauftermin) wird dann eine Prämie ausgezahlt. Diese Prämie ergibt sich aus den Beiträgen, die in den Jahren angelegt und verzinst wurden, plus gegebenenfalls einen von der Versicherung erwirtschafteten Überschuss. Wieviel Geld dir am Ende ausgezahlt wird, hängt sowohl von der Verzinsung deines angelegten Geldes als auch von den tatsächlich erwirtschafteten Überschüssen der Versicherung ab. Das Versprechen der Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückzahlung ist kritisch zu sehen. Schon die Bezeichnung kann in die Irre führen: Du bekommst nämlich nicht deine Beiträge für den Unfallschutz selbst zurück, sondern nur die zusätzlichen Beiträge, die angelegt und verzinst wurden.
Ist eine Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr sinnvoll?
Die Vorteile einer Unfallversicherung mit Beitragsrückzahlung scheinen klar: Du kannst zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem du dich finanziell gegen schwere Unfallfolgen absicherst und gleichzeitig etwas für deine Altersvorsorge tust. Grandios! Doch wo ist der Haken? Es gibt dabei eine ganze Reihe von Nachteilen:
- Teure Beiträge: Im Vergleich zu einer reinen Unfallversicherung sind die Beiträge für eine Unfallversicherung mit Beitragsrückzahlung wesentlich höher. Das ergibt sich daraus, dass du zusätzlich Geld für die Kapitalanlage zahlst, um die “garantierte Beitragsrückzahlung” zu gewährleisten. Unterschiede hinsichtlich der Leistungen bei einem Unfall gibt es jedoch nicht.
- Lange Bindung: Die Laufzeit der UBR ist meist sehr lang (20 Jahre und mehr). Möchtest du deinen Vertrag vorzeitig kündigen, zum Beispiel weil du die hohen Beiträge nicht mehr zahlen kannst, musst du mit Verlusten rechnen. Du bekommst dann nämlich deine bisher eingezahlten Beiträge – ähnlich wie bei der vorzeitigen Kündigung einer Lebensversicherung – nicht wieder vollständig ausgezahlt.
- Keine sicheren Gewinne: Vergleicht man die UBR mit alternativen Anlagemöglichkeiten, kannst du bei anderen Geldanlagen wesentlich mehr für deine Zukunft sparen. Die UBR bietet dir keine sichere und gute Geldanlage, da die Zinsen auf das angelegte Geld meist sehr gering sind. Sie ist letztendlich also einfach nur eine sehr schlecht verzinste Geldanlage.
Kosten der Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr
Eine reine Unfallversicherung (ohne Extras) kannst du je nach Beruf bereits für 8 bis 12 Euro pro Monat abschließen. Sie ist also relativ günstig. Wie bereits erwähnt, zahlst du bei einer UBR nicht nur für den Unfallschutz, sondern auch für eine Kapitalanlage. Die Zeitschrift Ökotest hat 2016 einen umfassenden Vergleich verschiedener UBR-Tarife durchgeführt und kam beim Preisvergleich zu dem Ergebnis, dass eine UBR oftmals das vier- oder fünffache einer reinen Unfallversicherung kostet. Auch innerhalb der UBR-Tarife variieren die Kosten stark. Der “Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr-Test” ergab auch, dass es bei manchen Versicherungen eine negative Rendite gab. Das heißt, dein angelegtes Geld würde sich über die Jahre sogar verringern.
Steuerliche Behandlung der Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückgewähr
Da die UBR sowohl als Unfallversicherung als auch als eine Art Geldanlage eingeordnet wird, gibt es ein paar spezielle steuerliche Aspekte, die du kennen solltest.
Ist eine Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückgewähr steuerlich absetzbar?
Ja, die Beiträge deiner Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückzahlung sind steuerlich absetzbar. Die UBR wird jedoch nicht wie eine reine Unfallversicherung in der Steuererklärung angegeben. Aufgrund ihrer Anlagefunktion wird sie während der Laufzeit wie eine Lebensversicherung versteuert und ist in deiner Steuererklärung in einer Anlage als private Altersvorsorge aufzuführen. So kannst du auch deine Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr bei der Steuer geltend machen.
Steuern bei der Auszahlung der Kapitalanlage
Wie am Ende der Laufzeit der Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr die steuerliche Behandlung bei Auszahlung deiner Kapitalanlage ist, hängt besonders vom Zeitpunkt deines Vertragsabschlusses ab. Entscheidend ist hierbei, ob du die Versicherung vor oder nach dem 01.01.2005 abgeschlossen hast.
Vor dem 01.01.2005: Hast du deine UBR vor diesem Datum abgeschlossen und erfüllst bestimmte Voraussetzungen, ist die Rückzahlung der Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr bei ihrer Auszahlung komplett steuerfrei. Diese Voraussetzungen sind:
- Dein UBR-Vertrag begann vor dem 01.01.2005.
- Die Laufzeit deines Vertrags beträgt mindestens 12 Jahre.
- Du lässt dir die Leistung komplett auf einmal auszahlen.
- Du hast deinen ersten Beitrag spätestens bis zum 31.03.2005 eingezahlt.
- Du hast insgesamt mindestens fünf Jahre lang Beiträge gezahlt.
Nach dem 31.12.2004: Hast du deine UBR nach diesem Datum abgeschlossen, ist die Auszahlung des angesparten Kapitals steuerpflichtig. Es gilt das Alterseinkünftegesetz (AltEinkG), nach dem dein individueller Steuer-Prozentsatz auf deine Kapitalerträge angewendet wird. Die Kapitalerträge sind der Betrag, den du erhältst, wenn du vom angesparten Kapital die Versicherungsbeiträge abziehst. Einen umfassenden Alterseinkünfte-Rechner findest du auf der Webseite des Bayerischen Landesamts für Steuern. Vor der Auszahlung wird zusätzlich automatisch die Kapitalertragsteuer (25%) abgezogen, die dann mit deinem persönlichen Prozentsatz verrechnet wird. Bei der Auszahlung im Todesfall hingegen bleibt die Versicherungsleistung komplett steuerfrei.
Und was ist mit der Versteuerung der Auszahlung nach einer Kündigung? Bei Rückkauf (Kündigung) deiner Versicherung wird ebenfalls der Kapitalertrag versteuert. Hier gilt dann aber: Rückkaufswert minus Summe gezahlter Beiträge gleich Kapitalerträge. Bei vorzeitiger Kündigung liegt der Rückkaufswert unter dem angesparten Kapital.
Wie kann ich eine Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr kündigen?
Hast du bereits eine UBR abgeschlossen und benötigst nun das Geld aus deiner Geldanlage oder möchtest ganz einfach die teuren Beiträge nicht mehr zahlen, kannst du die Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückzahlung auch kündigen. Bei einer vorzeitigen Kündigung (bevor die Laufzeit des Versicherungsvertrags abgelaufen ist), entstehen jedoch meist hohe Verluste. Bei einer Kündigung erhältst du (wie auch bei einer Lebensversicherung) nämlich nur den sogenannten Rückkaufswert der Versicherung zurück. Bei einer Unfallversicherung ist der Rückkaufswert das, was der Versicherer dir an Geld bietet, wenn du deine Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr vorzeitig kündigen möchtest. Bei einer Kündigung verlangst du also den Rückkauf deiner UBR durch die Versicherung. Da dieser Rückkaufswert (im Verhältnis dazu, was du bereits in die Versicherung eingezahlt hast) meist recht niedrig ist, hast du Verluste. Weitere Informationen und Tipps rund um die Kündigung einer privaten Unfallversicherung findest du auch in unserem Artikel “Unfallversicherung kündigen: Rechte und To Do’s”.
Verluste bei Kündigung: Laufzeit entscheidend!
Es gilt: Je länger die Laufzeit der Versicherung, desto höher ist auch ihr Rückkaufswert. Kündigst du deine UBR bereits in den ersten Jahren nach Abschluss, liegt der Rückkaufswert meist weit unter den gezahlten Beiträgen. Über den genauen Rückkaufswert kannst du dich beim Anbieter deiner UBR erkundigen. Oder wirf einen Blick in die letzten Unterlagen, die du von deiner Versicherung zugeschickt bekommen hast. Da wird der Rückkaufswert oftmals aufgeführt. Die Höhe richtet sich unter anderem nach Laufzeit und Art des Tarifs.
Häufige Fragen
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Braucht man eine Unfallversicherung?
Eine private Unfallversicherung ist nicht immer notwendig. Als Angestellter bist du auf deiner Arbeit bereits über die gesetzliche Unfallversicherung gegen Arbeitsunfälle versichert. Gehst du in deiner Freizeit jedoch risikoreicheren Hobbies nach, wie zum Beispiel Skaten oder Reiten, kann eine Unfallversicherung für dich sinnvoll sein. Hast du in deiner Freizeit einen schweren Unfall, können dich die Folgekosten nämlich finanziell belasten, wenn sie über die ärztliche Behandlung hinausgehen, die von der Krankenversicherung übernommen wird. Auch wenn du keine Berufsunfähigkeitsversicherung oder andere Absicherungen deiner Arbeitskraft erhalten kannst, ist die Unfallversicherung eine gute Wahl. In unserem Artikel “Ist eine private Unfallversicherung sinnvoll? 6 Facts” gehen wir dieser Frage ganz genau auf den Grund. -
Was bedeutet Beitragsrückgewähr?
Die Beitragsrückgewähr ist eine Sonderleistung mancher Versicherungen. Sie wird zum Beispiel in einer Kombination mit der privaten Unfallversicherung angeboten. Die Beitragsrückgewähr verspricht die Rückerstattung eines Teils der gezahlten Versicherungsbeiträge durch den Versicherer an den Versicherungsnehmer nach Ablauf einer bestimmten Vertragslaufzeit. -
Wo finde ich für eine Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr den Testsieger?
Den aktuellsten Test zur Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr gibt es von der Zeitschrift Ökotest aus dem Jahr 2016. Die Ergebnisse hinsichtlich Verzinsung und Auszahlung von Überschüssen waren insgesamt jedoch so mangelhaft, dass keine Noten vergeben wurden und so auch kein Testsieger ermittelt werden konnte. Du interessierst dich für eine reine Unfallversicherung ohne Beitragsrückgewähr?
Hallo, ich finde dies ist ein interessanter Eintrag. Ich würde mir davon wünschen. Herzliche Grüße
Interessanter wird das ganze bei der WWK-Unfall-Invest bei der der Sparanteil in ETFs und frei wählbaren Fonds angelegt wird. Hier ist der Unterschied zwischen Risiko-Unfall und UBR nicht so groß und trotzdem bekommt man seine Beiträge oder sogar noch mehr zurück