Arbeitsunfähigkeitsversicherung – gibt’s die eigentlich?
Arbeitsunfähig? Berufsunfähig? Erwerbsunfähig? Wie hieß das doch gleich, wenn man nicht mehr arbeiten kann? Und welche Versicherungen gibt es dafür? Antworten zu diesen und anderen Fragen findest du in diesem Artikel.
Das musst du wissen:
- Arbeitsunfähig wird oft als umgangssprachlicher Begriff für berufsunfähig benutzt. Eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung im eigentlichen Sinne gibt es nicht.
- Was man damit eigentlich meint, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Die unterscheidet sich hingegen wieder von der Erwerbsunfähigkeitsversicherung.
- Die Absicherung der Arbeitskraft für den Fall, dass man berufsunfähig oder erwerbsunfähig wird, ist sehr wichtig und empfehlenswert.
Was ist eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
Eigentlich gibt es keine Arbeitsunfähigkeitsversicherung. Arbeitsunfähigkeitsversicherung ist nur ein anderes, fachlich nicht ganz korrektes Wort für Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Dieser Irrtum hat sich wahrscheinlich eingeschlichen, weil man annehmen könnte, dass berufsunfähig und arbeitsunfähig ein und dasselbe sind. Der Begriff „arbeitsunfähig“ gibt jedoch an, dass jemand momentan, zum Beispiel wegen einer Grippe, nicht arbeiten kann. Meistens wird man wegen Arbeitsunfähigkeit krankgeschrieben. Hält sich dieser Zustand jedoch über längere Zeit und wird zum Dauerzustand, nennt sich das berufsunfähig. Einige Versicherer nennen ihre Tarife oder Zusatzversicherungen trotzdem Arbeitsunfähigkeitsversicherung, obwohl es sich um eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit (also eine BU) handelt.
Unterschiede zwischen Berufsunfähigkeitsversicherung und Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Der Unterschied liegt hier nicht zwischen den beiden Versicherungen, sondern zwischen der Erwerbsunfähigkeit und der Berufsunfähigkeit. Berufsunfähig ist, wer seinen bisher ausgeführten Beruf nicht weiter ausüben kann. Wenn du also beispielsweise Maler bist, von der Leiter stürzt und dir die Schulter verletzt, kannst du in diesem Beruf nicht weiter arbeiten. Da du ansonsten jedoch fit bist, könntest du in vielen anderen Berufen arbeiten und bist nicht erwerbsunfähig. Erwerbsunfähig ist nämlich nur, wer gar keinen Beruf länger als drei Stunden am Tag ausüben kann. Nähere Informationen zu diesen beiden Begriffen liefert dir unser Artikel zum Unterschied zwischen Erwerbsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zahlt dir eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente, wenn du aufgrund von Krankheit oder Unfall deinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Die Höhe dieser Rente legst du vor Vertragsabschluss selbst fest. Du zahlst dann monatlich Beiträge an den Versicherer; diese Beiträge sind umso niedriger, je jünger und gesünder du bist. Dann ist nämlich dein Risiko, berufsunfähig zu werden, gering und deine Beiträge können recht günstig sein. Ist die BU einmal abgeschlossen, bist du für den Fall der Fälle finanziell abgesichert.
Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) ist eine Versicherung, die dir eine Rente auszahlt, wenn du in keinem Beruf mehr arbeiten kannst. Du musst also komplett unfähig sein, überhaupt zu arbeiten. Die EU wird oft als Alternative genannt, falls du aufgrund von Krankheiten oder fortgeschrittenem Alter keine BU bekommen solltest. Hier kannst du mitunter auch Leistungen erhalten, wenn du eventuell schon Vorerkrankungen hattest. Die Höhe deiner Erwerbsunfähigkeitsrente kannst du, genau wie bei einer Berufsunfähigkeitspolice, bereits bei Vertragsabschluss festlegen.
Gibt es eine staatliche Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
Eine Grundsicherung bietet bereits die staatliche Erwerbsminderungsrente. Diese Rente erhält jeder, der rentenversichert ist und regelmäßig Beiträge in die Rentenversicherung gezahlt hat, das aber mindestens drei Jahre lang. Berufsanfänger und Studenten sind von dieser staatlichen Hilfe also ausgeschlossen!
Wie hoch die Rente dann ausfällt, hängt davon ab, wie stark du eingeschränkt bist. Kannst du täglich noch zwischen drei und sechs Stunden arbeiten, bekommst du eine teilweise bzw. halbe Erwerbsminderungsrente. Wenn du so stark eingeschränkt bist, dass du nur noch weniger als drei Stunden pro Tag arbeiten kannst, giltst du als voll erwerbsgemindert. In diesem Fall würdest du die volle Erwerbsminderungsrente bekommen. Die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente lag im Jahr 2015 bei 735€.
Jeder, der das Geld dafür aufbringen kann bzw. will, sollte sich daher eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine ähnliche Versicherung zulegen. Diese Versicherungen bieten mehr Schutz und mehr Leistungen als eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente.
Welche Rente gibt es wann?
Wahrscheinlich fragst du dich auch gerade: “Wann zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung?”. Die Berufsunfähigkeitsrente bekommst du, wenn du eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast und dann berufsunfähig wirst, z.B. nach einem Unfall. Dass du berufsunfähig bist, muss ein Arzt nachprüfen und bestätigen, vorher gibt es keine Rente. Berufsunfähig bist du nur, wenn du deinen bisher ausgeübten Job aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter ausführen kannst. In verschiedenen Berufsunfähigkeitsversicherungs-Tests und -Rankings, wie zum Beispiel vom Ratingunternehmen Franke und Bornberg, wird deutlich, dass die Kosten für eine BU (also auch für deine Rente) stark variieren können.
Eine weitere Rente, die du von einer Versicherung bekommen kannst, ist die Erwerbsunfähigkeitsrente. Diese Rente bekommst du, wenn du erwerbsunfähig bist. Erwerbsunfähig heißt, dass du in keinem Beruf mehr als drei Stunden pro Tag arbeiten kannst. Wenn dir das von einem Arzt bestätigt wird, steht der Erwerbsunfähigkeitsrente theoretisch nichts mehr im Weg und du erhältst sie jeden Monat, quasi als Einkommensersatz.
Ob eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist, sollte sich hiermit geklärt haben. Du wirst nicht die beste Arbeitsunfähigkeitsversicherung finden, wenn es gar keine richtige Arbeitsunfähigkeitsversicherung gibt.
Brauche ich eine Zusatzversicherung als Arbeitsunfähigkeitsversicherung?
Ja, das ist sehr empfehlenswert. Das bestätigen sogar die Experten von Krankenkassen wie TK oder AOK. Auch Fachleute der Stiftung Warentest und deren Magazin Finanztest betonen immer wieder, wie wichtig es ist, sich gut abzusichern. Ganz getreu dem Motto: “Wer weiß, was morgen ist?” Davon abgesehen ist die staatliche Erwerbsminderungsrente oft so niedrig, dass du davon im Falle einer Berufsunfähigkeit oder Erwerbsunfähigkeit kaum leben könntest.
Den besten Schutz bietet dir eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Diese Versicherung zu beantragen lohnt sich durchaus. Besonders, wenn man ansonsten nur Absicherungen wie eine Lebensversicherung, Risikoversicherung (Risikolebensversicherung) oder eine Ausbildungsversicherung hat.
Wie wichtig eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist, zeigt sich am besten, wenn du einmal ausrechnest, welche Kosten du jeden Monat hast. Diesen Kosten gegenüber steht die gesetzliche Erwerbsminderungsrente mit durchschnittlich 700 bis 800 Euro pro Monat. Jetzt wird deutlich, wie gering die Rente vom Staat ist, wenn du vorzeitig berufsunfähig wirst.
Das musst du über die Berufsunfähigkeitsversicherung wissen
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist keine Arbeitsunfähigkeitsversicherung. Eine BU zahlt dir eine Berufsunfähigkeitsrente, wenn du in deinem eigentlichen Beruf nicht mehr arbeiten kannst, also sozusagen dauerhaft “arbeitsunfähig” in deinem Beruf bist. Die Rentenhöhe legst du selber bei Vertragsabschluss fest.
Um eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu erhalten, macht der Versicherer mit dir vorher eine Gesundheitsprüfung mit Gesundheitsfragen. Damit will er das Risiko einschätzen, mit dem du eines Tages unter Umständen berufsunfähig werden könntest. Einige Versicherer werben mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen oder einer Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsprüfung. Aber Achtung! Das ist erstens nicht seriös und zweitens keine gute zuverlässige Absicherung. Es gibt jedoch die Möglichkeit, bei Sonderaktionen oder bei speziellen Berufsunfähigkeitsversicherungen für Studenten eine Gesundheitsprüfung mit vereinfachten Gesundheitsfragen zu erhalten. Außerdem sind die Tarife für Studenten und Berufseinsteiger meist günstiger, da du als junger (und meist gesunder) Mensch höchstwahrscheinlich nicht arbeitsunfähig bzw. berufsunfähig wirst.
Häufige Fragen
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Wie hoch sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung sein?
Die Rentenhöhe legst du selbst fest. Sie ist abhängig davon, welche Leistungen du wünschst, wie viele Jahre Laufzeit ihr vereinbart, wie alt du bist, ob du Vorerkrankungen hast usw. Wir empfehlen dir eine Rentenhöhe von mindestens 1.000 Euro pro Monat. -
Gibt es einen Arbeitsunfähigkeitsversicherungen-Vergleich?
Da es keine Arbeitsunfähigkeitsversicherung in diesem Sinne gibt, solltest du dein Augenmerk eher auf einen Berufsunfähigkeitsversicherungs-Vergleich richten. Demnach wirst du auch keinen Arbeitsunfähigkeitsversicherungen-Test oder Arbeitsunfähigkeitsversicherungen-Testsieger finden. -
Zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung auch nach einem Unfall?
Wenn der Unfall dich berufsunfähig macht, dann schon. Für alles Weitere gibt es eine Unfallversicherung, Risikolebensversicherung u.ä. -
Ist die Arbeitsunfähigkeitsversicherung steuerlich absetzbar?
Da es keine Arbeitsunfähigkeitsversicherung gibt: Nein. Die Beiträge, die du hingegen für eine Berufsunfähigkeitsversicherung einzahlst, lassen sich aber bis zu einer bestimmten Höhe jährlich von der Steuer absetzen, da sie zu den Vorsorgeleistungen zählen.