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Die Suche nach einem Therapieplatz in Deutschland

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Wer psychologische Hilfe in Deutschland sucht, muss in der Regel sehr lange warten. Insbesondere dann, wenn der Psychotherapieplatz von der Krankenkasse bezahlt werden soll. Welche Herausforderungen die Therapieplatz-Suche mit sich bringt und warum es so schwierig ist, einen Platz zu finden, erläutern wir dir in unserem Beitrag. Außerdem geben wir dir Tipps für die Suche und zur Überbrückung der Wartezeit.

Inhaltsverzeichnis

  1. Privat vs. gesetzlich versichert – Auswirkung auf die Wartezeit
  2. Wie lange dauert es, einen Psychotherapieplatz zu bekommen?
  3. Wie kommt man schnell an einen Therapieplatz? Tipps zur Suche
  4. FAQ Therapieplatzsuche

Hast du den Entschluss gefasst, wegen deiner physischen oder psychischen Beschwerden eine Psychotherapie zu machen, kommt schnell die Ernüchterung bei der Suche nach einem Therapieplatz: volle Wartelisten, unüberschaubare Formulare, Absagen und Warteschleifen am Telefon. Das raubt Kraft und Nerven, die du in solchen Fällen eigentlich sowieso nicht hast. 

Privat vs. gesetzlich versichert – Auswirkung auf die Wartezeit

Bei der Suche nach einem Therapieplatz ist zunächst zu unterscheiden, wie du krankenversichert bist. Denn klar ist: Die Leistung kostet Geld. Entweder bist du gesetzlich versichert, dann werden die Kosten für die Psychotherapiestunden in den meisten Fällen von der Krankenkasse übernommen. Bist du privat krankenversichert, solltest du zunächst mit deiner Krankenkasse klären, welche therapeutischen Maßnahmen sie übernehmen. 

Unabhängig von deinem Krankenversicherungsstatus hast du aber auch die Möglichkeit, die Sitzungen selbst zu zahlen und suchst daher nach einem privaten Psychotherapeuten.

An dieser Stelle offenbart sich schon die erste Hürde, die es bei der Psychotherapeutensuche zu überwinden gilt. So gibt es nämlich gravierende Unterschiede bei den Wartezeiten auf einen Psychotherapeuten, allein nur wegen deren Bezahlung.

Gesetzliche Krankenkasse – Kassen-Psychotherapeuten 

Kassentherapeuten können Selbstzahler-Patienten, privat und auch gesetzlich Versicherte behandeln.

Die Therapeuten mit Kassensitz haben eine Zulassung zur vertragsärztlichen Versorgung im jeweiligen Zulassungsbezirk erhalten. Dabei ist geregelt, wie viele Ärzt:innen sich in Ballungszentren und ländlichen Regionen aufgrund der dortigen Einwohnerzahl niederlassen dürfen, damit keine Unterversorgung entsteht. So die Theorie. Allerdings wird dieser Schlüssel nicht auf Grundlage des  eigentlichen aktuellen Bedarfs und Krankenstandes, sondern eben nach der Anzahl der Bewohner mit einer Berechnungsformel aus dem Jahr 1999 berechnet. Das hat zur Folge, dass es viel zu wenig zugelassene Psychotherapeuten gibt. Und das führt wiederum dazu, dass die Wartelisten so voll sind und die Patienten fünf bis neun Monate auf den Beginn der Therapie warten müssen. Seit der Corona-Pandemie hat sich die Lage noch verschärft, da die psychologischen Folgen erst jetzt aufgearbeitet werden.

“Es gibt zu wenige Psychotherapeut:innen, die mit den Krankenkassen abrechnen können” 

Dr. Dietrich Munz (Präsident Bundespsychotherapeutenkammer)

Die Versorgungslücke für Psychotherapie ist je nach Wohnsitz unterschiedlich groß. So sind Ballungszentren und Großstädte in der Regel etwas besser versorgt als in ländlichen Regionen. Aber auch von Bundesland zu Bundesland gibt es große Unterschiede. 

Neu ausgebildete Psychologen und Therapeuten, die eine Praxis mit einem Kassensitz eröffnen wollen, haben kaum eine Chance, die zugehörige Lizenz zu erhalten, da, laut der Formel, eigentlich eine Überversorgung gegeben ist. Hier klaffen Theorie und Praxis weit auseinander. Bisher liegt ihre einzige Möglichkeit, eine Kassenpraxis zu eröffnen, darin, eine Praxis für viel Geld zu kaufen, falls jemand in Rente geht. 

Die langen Wartezeiten auf einen zugelassenen Psychotherapeuten haben oft gravierende Folgen für die Betroffenen. Ihr Zustand kann sich schnell verschlechtern oder gar chronisch werden. Das hat zur Folge, dass die Betroffenen, falls sie dann einen Platz erhalten, länger in Therapie stecken oder stationär behandelt werden müssen. Andererseits sind sie so entmutigt, dass sie die Suche aufgeben und sich gar nicht mehr behandeln lassen.

Privat gezahlte Psychotherapie – Privat-Therapeuten

Diese Probleme gibt es bei Psychotherapeuten mit einer Praxis ohne kassenärztliche Zulassung nicht. Sie rechnen ihre Stunden privat ab. Daher sind die Wartelisten dort meistens nicht so lang und eine Therapie kann viel schneller beginnen. Oft ist es möglich, schon innerhalb von wenigen Wochen einen Therapieplatz zu bekommen.

Eine Stunde bei einer privaten Psychotherapie kostet in der Regel um die 100 Euro. Eine Kurzzeittherapie umfasst 24 Sitzungen. So kann es je nach Behandlungsform und -dauer natürlich schnell ins Geld gehen, wenn man eine private Therapie macht.

Info: Eine Therapiesitzung dauert in der Regel 50 Minuten.

Zu privaten Therapeuten können natürlich auch privat versicherte Patient:innen gehen. Allerdings sollten sie vor Beginn der Therapie mit ihrer Krankenkasse besprechen, welche Kosten diese tatsächlich trägt und welche Nachweise, z.B. vom Arzt, dazu notwendig sind.

Kostenerstattung einer privaten Therapiesitzung durch die gesetzliche Krankenkasse

In besonderen Fällen ist es auch möglich, eine private Therapie zu machen und die Kosten dafür bei der gesetzlichen Krankenkasse einzureichen. Das ist natürlich etwas aufwändig. Voraussetzung dafür ist, dass du eine psychotherapeutische Sprechstunde besucht hast. Dort wird die vorläufige Diagnose sowie eine Therapieempfehlung in einem Formular festgehalten, welches du unbedingt behalten solltest. Das Kostenerstattungsverfahren greift nämlich dann, wenn nachgewiesen wird, dass es keinen verfügbaren Kassen-Therapieplatz gibt. Dazu musst du deine Versuche, einen Kassentherapeuten zu finden, dokumentieren. Anforderung dafür ist, mindestens fünf Absagen zu sammeln und schriftlich vom Therapeuten festgehalten zu bekommen. Diese:r sollte notieren, dass sie in naher Zukunft keinen Therapieplatz für dich anbieten können, dein Zustand es aber nicht erlaubt, sehr lange zu warten.

Wie lange dauert es, einen Psychotherapieplatz zu bekommen?

Dazu hast du ja bereits erfahren, dass es einen großen Unterschied zwischen den Wartezeiten zwischen privaten Praxen und Kassensitzen gibt. Aber noch eine Voraussetzung spielt bei der Suche nach einem Therapieplatz eine Rolle: dein Gesundheitszustand.

Wie du einen Therapieplatz findest und was du dafür tun musst, haben wir dir hier einmal zusammengefasst.

Unterschiedliche Wartezeiten je nach Zustand des Patienten

1. “Nix geht mehr”

Bei akuten Suizidgedanken oder Panikattacken hilft der Notarzt, Notaufnahme, Krisendienst oder eine psychiatrische Klinik.

Wartezeit: keine, sofort behandeln lassen

2. Große Belastung

In diesen Fällen bist du höchstwahrscheinlich schon wegen psychischer und physischer Beschwerden in ärztlicher Behandlung bei deinem Hausarzt. Dieser wird dich krankschreiben und ggf. zu einem Psychotherapeuten mit Sprechstunden für Akutbehandlungen verweisen. 

Tipp: Das geht z.B. auch für Selbstzahler und hilft so, schnell eine erste Hilfe zu erhalten. Meistens gibt es dort schon innerhalb einer Woche einen freien Termin.

Wartezeit: Max. vier Wochen bis zur 1. Sprechstunde in einer psychotherapeutischen Praxis.

Melde dich dazu bei der Termin-Servicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung: 116 117

3. Geht so, aber Unterstützung wäre gut

Das ist z.B. der Fall, wenn du dich mit depressiven Phasen oder Ängsten herumschlägst und diese behandeln möchtest. 

  1. Erstgespräch

Suche dir die Sprechstunden bei einem Psychotherapeuten für das Erstgespräch heraus. Für eine Sprechstunde bekommst du meist schneller einen Termin als für die komplette Therapiesitzung. Diese psychotherapeutischen Sprechstunden dauern in der Regel 1-3 Sitzungen (à 50 Minuten) und es wird festgehalten, welche fachliche Hilfe in deinem Fall sinnvoll wäre.

Termin-Servicestelle anrufen: 116 117

Danach entscheidet sich, ob du auf die Warteliste kommst, zu einem anderen Therapeuten verwiesen wirst oder direkt die Behandlung starten könntest. 

Wartezeit: Ab hier beginnt dann die eigentliche Wartezeit. Diese kann bei Kassenplätzen, je nach Wohnort, 5 bis 9 Monate dauern.

2. Probesitzung

Falls du dann einen Therapieplatz erhalten hast, starten die Probesitzungen. Damit sollen sich Patient und Therapeut kennenlernen und die genaue Diagnostik sowie ein Behandlungsplan ausgearbeitet werden. Stimmt die Chemie nicht, musst du einen neuen Therapeuten suchen. Die Probesitzungen umfassen in der Regel 2-4 Stunden (à 50 Minuten). Die Kosten dafür übernimmt i.d.R. deine Krankenkasse.

Info: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten von bis zu acht Probesitzungen. Das ist relevant, wenn du nämlich den Therapeuten nochmals wechseln solltest und neu mit den Probesitzungen beginnen musst.

Falls das alles gut läuft, kannst du in die eigentliche Therapie starten.

Wartezeit: nach den Probesitzungen kann die Therapie direkt beginnen

3. Die Therapie

Die Dauer der Psychotherapie ist natürlich abhängig von deiner Diagnose.

  • Akutbehandlung: bis 12 Sitzungen
  • Kurzzeittherapie: bis zu 24 Sitzungen
  • Langzeittherapie: bis zu 300 Sitzungen

Info: Grundsätzlich übernimmt die Krankenkasse die Kosten für 25 Sitzungen. Je nach Bedarf können Therapiesitzungen natürlich verlängert werden. Die Kostenübernahme bei mehr Bedarf musst du dann mit deiner Krankenkasse absprechen.

Die Dauer und damit auch die Kosten der Behandlung sind individuell. Zumeist wird diese durch die Verhandlung deines Therapeuten, der Krankenkasse, dem Gesetzgeber und dir festgelegt. Wie lange also die Psychotherapie von der Krankenkasse bezahlt wird, ist abhängig von vielen Faktoren und kann pauschal nicht beantwortet werden. 

Wie kommt man schnell an einen Therapieplatz? Tipps zur Suche

  1. Suche dir einen Platz bei einer psychotherapeutischen Sprechstunde über die 116 117
  2. Schreibe keine Mail, sondern rufe direkt während der Sprechzeiten an. Dort erhältst du direkt Auskunft. Da eine Therapiestunde in der Regel 50 Minuten dauert, rufe immer innerhalb der 10 Minuten vor der vollen Stunde an. Dann ist die Chance am größten, jemanden zu erreichen.
  3. Erwäge zu einem Therapeuten in Ausbildung zu gehen. Diese müssen praktische Stunden für ihr Examen leisten und benötigen eine gewisse Anzahl an ausgewiesenen Therapiestunden. Da sie bereits ein Studium abgeschlossen haben und unter Supervision stehen, ist die Qualität der Behandlung sichergestellt. Sie sind zumeist schneller verfügbar. Erste Kontaktstelle dafür sind psychologische Ambulanzen und Institute in deiner Region.
  4. Erwäge eine Gruppentherapie, statt eine Einzeltherapie zu machen. Diese sind zumeist auch etwas schneller verfügbar und du kannst dich mit Menschen mit ähnlichen Problemen austauschen. 
  5. In manchen Fällen werden auch die Kosten für einen Heilpraktiker für Psychotherapie von der Krankenkasse übernommen. Kläre diese Möglichkeit mit deinem Arzt sowie deiner Krankenkasse.
  6. Falls es dein mentaler Zustand zulässt: Überbrücke die Wartezeit zum Beispiel mit Selbsthilfegruppen oder gehe zu einer psychosozialen Beratungsstelle. Auch Online-Angebote werden teilweise von der Krankenkasse bezahlt oder bezuschusst. Frag da mal nach. Auch einige Arbeitgeber kooperieren mit Dienstleistern für externe Mitarbeiterberatung. 
  7. Anlaufstellen zur Suche nach einem passenden Therapeuten:
    • Psychotherapeutenkammer Ihres Bundeslandes (z.B. www.psych-info.de)
    • der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV
    • Datenbank deiner Krankenkasse

FAQ Therapieplatzsuche

  1. Was ist der Unterschied zwischen einem Psychologen, Psychiater und einem Psychotherapeut?

Der wesentliche Unterschied zwischen Psychologen, Psychiater und Psychotherapeut ist die Ausbildung. Ein Psychologe hat Psychologie studiert und ein Psychiater Medizin. Beide können Psychotherapeut werden, indem sie eine mehrjährige, privat finanzierte Ausbildung zum Therapeuten absolvieren und dürfen erst nach dem Abschluss als Psychotherapeut tätig werden. Ein Psychotherapeut behandelt Patienten rein durch Gespräche, nicht medikamentös. Das wiederum kann ein Psychiater machen, denn dieser hat eine medizinische Ausbildung. 

Es kann außerdem sein, dass Psychologen auch in anderen Bereichen, z.B. in der Wirtschaft oder im Personalwesen tätig sind.

2. Was soll ich tun, wenn ich keinen Psychotherapieplatz finde?

Die wesentliche Frage ist höchstwahrscheinlich nicht, ob, sondern wann du einen Platz finden wirst. Versuche zunächst über die Termin-Servicestelle in die Sprechstunde für ein Erstgespräch zu kommen. Erwäge auch die Therapieplätze bei einer Ausbildungsstelle. Überbrücke die Wartezeiten mit Online-Angeboten. Und wenn all das nichts hilft, dann versuche mit deiner Krankenkasse über die Kostenübernahmen von privaten Therapiestunden zu verhandeln.

3. Welche Therapien werden von der Krankenkasse bezahlt?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Einzel- als auch für Gruppentherapien.

Außerdem übernehmen die Krankenkassen i.d. R. folgende Therapieformen:

  • Verhaltenstherapie
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
  • Analytische Psychotherapie
  • Systemische Therapie

Welche Therapieform für deine Behandlung geeignet ist, klärst du am besten im Erstgespräch und den Probestunden mit deinem Therapeuten.

Mehr Informationen, was die Krankenkasse bei einem Burnout übernimmt, liest du in diesem Artikel.

Burnout, sowie andere psychische Krankheiten, gehören zu den häufigsten Ursachen der Berufsunfähigkeit. Der Trend ist (leider) steigend. Aktuell wird jede:r vierte Arbeitnehmer in Deutschland während seiner beruflichen Laufbahn einmal berufsunfähig. Daher ist es wichtig, sich davor abzusichern. Die Berufsunfähigkeitsversicherung von Getsurance bietet dabei die Möglichkeit, auch psychische Krankheiten in den Versicherungsschutz zu integrieren.

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