"

Burnout: Spätfolgen – wie geht es weiter?

2

In den meisten Fällen bringt ein Burnout Spätfolgen mit sich. Dazu gehören, dass die Betroffenen einige Symptome weiterhin leicht spüren und dass sie ihr Leben gänzlich umkrempeln müssen. Das Syndrom ist ein tiefer Einschnitt im Leben, der nicht einfach verschwindet. Was nach einem Burnout passieren kann, wie es nach der Behandlung weiter geht und worauf du unbedingt achten solltest, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was passiert nach einem Burnout?
  2. Welche Folgeerkrankungen kann ein Burnout mit sich bringen?
  3. Arbeiten mit Burnout-Syndrom – ist das möglich?
  4. Wie kann es nach einem Burnout weitergehen?
  5. FAQ: Burnout Spätfolgen

Was passiert nach einem Burnout?

Irgendwann soll das Leben wieder weitergehen – allerdings ist das nicht so einfach wie nach einem Armbruch: Aufgrund seiner Komplexität kann der Burnout Spätfolgen mit sich bringen, mit denen sich die Erkrankten noch sehr lange auseinandersetzen müssen.

Nach einem Burnout sollte dir in der Behandlung vor allem klar werden, wie es zu dem Zusammenbruch kommen kann. Es reicht nämlich nicht, dass du dich einer Behandlung unterziehst: Du musst herausfinden, was die Ursachen für den Burnout waren, und sie nach Möglichkeit abschaffen. Kehrst du einfach in deinen Alltag zurück, ohne etwas zu ändern, ist der nächste Burnout nicht weit. Ohne Veränderung kann es keine Verbesserung geben.

Die Ursachen für einen Burnout zu entdecken ist gar nicht so einfach. Idealerweise helfen dir Psycholog:innen dabei, die richtige Antwort zu finden. Dabei geht es auch darum, herauszufinden, welchen Anteil du selbst daran hattest, dass du in das Syndrom abgerutscht bist. Einige wichtige Fragen könnten lauten:

  • Welche der ungesunden Rahmenbedingungen wären durch dich veränderbar gewesen – und wenn du nichts getan hast, warum?
  • Welche deiner Meinungen und Denkgewohnheiten sind dazu angetan, einen Burnout zu unterstützen?
  • Durch welche deiner Verhaltensweisen hast du den Burnout beschleunigt?

Es kann gut sein, dass dein Arbeitsumfeld schwierig und zu einem großen Teil an deinem Burnout schuld ist. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die sich wegen ihres Perfektionismus unmögliche Ziele setzen oder die einfach nicht nein sagen können, wenn jemand sie um etwas bittet. Beides führt im hektischen Arbeitsalltag schnell zu Überlastung und Erschöpfung.

Tipp: Diese Aufarbeitung ist kompliziert und oft schmerzhaft – sie braucht Zeit, die du dir nach Möglichkeit nehmen solltest. Am besten gehst du den Ursachen im Rahmen einer Therapie auf den Grund.

Welche Folgeerkrankungen kann ein Burnout mit sich bringen?

Wird ein Burnout nicht früh genug behandelt, kann er direkt in die Depression münden oder Angststörungen hervorrufen. Der andauernde Stress kann zu chronischer Erschöpfung,  Bluthochdruck und Magenproblemen führen. Manche Patienten klagen auch über einen Tinnitus.

Zudem bringt ein Burnout Spätfolgen mit sich, die viele Menschen bei der Behandlung im Vorfeld gar nicht bedenken: Die Therapie soll für die Genesung sorgen – ganz so einfach ist es aber nicht. Nach einem Burnout wieder ganz gesund und seelisch widerstandsfähig zu sein, kostet viel Arbeit.

Eine schwedische Studie der Universität Göteborg beschäftigt sich mit dem Burnout samt Spätfolgen und kommt zu ernüchternden Ergebnissen: Sieben Jahre nach der Behandlung des Burnouts geben lediglich 16 Prozent der Befragten an, dass sie wieder vollkommen gesund sind. Als ebenso schlecht oder schlechter als zur Zeit des Burnouts bezeichnen vier Prozent ihr aktuelles Befinden, während 80 Prozent sich insgesamt besser fühlen, aber nach wie vor an Symptomen leiden, etwa

  • geringe Stresstoleranz (73 Prozent der Befragten)
  • extreme Müdigkeit (von 46 Prozent beklagt)
  • Gedächtnisschwierigkeiten (darunter leiden 43 Prozent)

Die wenigsten Patient:innen sind nach einem Burnout-Syndrom also einfach geheilt. Dabei kehren fast alle früher oder später in die Arbeitswelt zurück. 

Hier siehst du noch einmal die Ergebnisse der Studie im Überblick:

burnout langzeitfolgen

Arbeiten mit Burnout-Syndrom – ist das möglich?

Viele Menschen neigen dazu, zu arbeiten, obwohl es ihnen nicht gut geht. Grund dafür ist oft, dass sie das Arbeitsaufkommen nicht zu stark anwachsen lassen wollen. Eine Studie vom Trinity College Dublin zeigt aber, dass das eine schlechte Idee ist: Während der Erkrankung und Erschöpfung sinkt die Leistungsfähigkeit. Die mentale Stärke und die Willenskraft gehen verloren. Diese wiederherzustellen, erfordert Zeit – Zeit, die die Betroffenen nicht zu haben glauben.

Über einen längeren Zeitraum hinweg können die Belastungen sich summieren. Fehler häufen sich und es dauert, sie zu korrigieren. Der Arbeitsberg türmt sich auf. Dadurch wächst die Sorge um den Job, was mit Konzentrationsverlust einhergeht. Oft sind Schlafstörungen ein weiteres Symptom – und schon haben die Betroffenen mehrere Risikofaktoren für einen Burnout. Diesen einfach zu ignorieren ist keine Option, denn physische Beeinträchtigungen, Depressionen und Angststörungen können die Folge sein.

Tipp: Wehret den Anfängen! Wer krank ist, sollte sich auskurieren – andernfalls kann es zu einem Burnout samt Spätfolgen kommen, was die Arbeit und das Leben auf Jahre hinaus beeinträchtigt.

Wie kann es nach einem Burnout weitergehen?

Wenn du nach einem Burnout wieder arbeiten möchtest, gibt es mehrere Optionen. Natürlich ergibt es wenig Sinn, ohne jede Veränderung in genau die Strukturen zurückzukehren, die dich krank gemacht haben. Daher sollten die Erkrankten zunächst überlegen, ob sie im bisherigen Job weiterarbeiten oder etwas völlig anderes machen möchten. Beides ist möglich.

Die betriebliche Wiedereingliederung

Sobald Menschen mit einem Burnout-Syndrom mehr als sechs Wochen im Jahr krankgeschrieben sind, haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf betriebliche Eingliederungsmaßnahmen (BEM). Diese laufen folgendermaßen ab:

  • die Erkrankten erhalten ein BEM-Gesprächsangebot (wichtig: keine Teilnahmepflicht)
  • Die Maßnahmen werden erklärt
  • Gemeinsames ausloten, inwieweit die Belastungen mit den Arbeitsbedingungen zusammenhängen und an welchen Stellen gearbeitet werden muss
  • Schrittweise werden die Erkrankten nun wieder an die Arbeit herangeführt, bis die Fehlzeiten deutlich unterhalb der sechs Wochen pro Jahr liegen.

Die Voraussetzung für funktionierende BEM ist Bereitschaft von allen Beteiligten. Die Arbeitgeber:innen und die Vorgesetzten bzw. Kollegen müssen die Bereitschaft zum Helfen haben. Du musst bereit sein, deine Ansprüche an dich selbst herunterzuschrauben und Grenzen zu ziehen, wenn es dir zu viel wird.

Umschulung

Möchtest du nicht wieder in deinen bisherigen Beruf zurückkehren, ist auch eine Umschulung möglich. Es ist wichtig, dass du einen Job wählst, der dich erfüllt und dir Freude bereitet. Allerdings muss eine Umschulung auch finanziert werden. Mögliche Ansprechpartner sind hier die Berufsgenossenschaft, die Rentenversicherung oder das Arbeitsamt.

Finanzielle Absicherung

Sechs Wochen lang erhalten die Erkrankten vom Arbeitgeber die Lohnfortzahlung. Danach zahlt die Krankenversicherung das Krankengeld für 72 Wochen. Es ist weniger als der bisherige Lohn, kann aber bis zu 90 Prozent des bisherigen Nettogehalts betragen.

Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit

Arbeitsunfähig bist du bereits ab dem Moment, in dem du krankgeschrieben bist – du kannst gerade nicht arbeiten, aber dieser Zustand wird auch wieder vorbeigehen. Wer hingegen berufsunfähig ist, wird im bislang ausgeübten Job entweder gar nicht oder zumindest sehr lange (mindestens sechs Monate) nicht mehr tätig werden können.

Burnout, sowie andere psychische Krankheiten, gehören zu den häufigsten Ursachen der Berufsunfähigkeit. Der Trend ist (leider) steigend. Aktuell wird jede:r vierte Arbeitnehmer in Deutschland während seiner beruflichen Laufbahn einmal berufsunfähig. Daher ist es wichtig, sich davor abzusichern. Die Berufsunfähigkeitsversicherung von Getsurance bietet dabei die Möglichkeit, auch psychische Krankheiten in den Versicherungsschutz zu integrieren.

Berechne jetzt deinen monatlichen Beitrag in nur 1 Minute und finde deine passende BU-Rente.

FAQ: Burnout Spätfolgen

Wie äußert sich das Burnout-Syndrom körperlich?

Es gibt eine ganze Reihe körperlicher Beschwerden, die beim Burnout-Syndrom auftreten können, aber nicht müssen. Zu ihnen zählen Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Herz- und Atembeschwerden, Schwitzen, Tinnitus, Rücken- und Nackenschmerzen sowie Zyklusstörungen bei Frauen.

Mehr Informationen zu Burnout-Symptomen liest du in diesem Artikel.

Was passiert, wenn ein Burnout nicht behandelt wird?

Wer seinen Burnout nicht behandeln lässt, riskiert eine tiefe Depression. Die Erschöpfung nimmt überhand, und oft schaffen es Betroffene nicht einmal mehr, aus dem Bett aufzustehen. Die Behandlung ist extrem zeitintensiv und umfasst meist eine Psychotherapie und eine medikamentöse Behandlung.

Kann man einen Burnout verschleppen?

Das ist tatsächlich möglich. Wer seinen Burnout behandeln bzw. sich Strategien dagegen zeigen lässt, hat oft rasch das Gefühl, dass sich nun wieder alles besser fühlt. Eine unreflektierte Rückkehr in den normalen (Arbeits-)Alltag sorgt allerdings oft dafür, dass die Strategien in Vergessenheit geraten. Mit den alten Stressfaktoren kehren größtenteils auch die Symptome des Burnouts zurück. Allerdings handelt es sich hier nicht um einen Rückfall, sondern um einen verschleppten Burnout: Er war nie wirklich vorbei, und die Auseinandersetzung damit ging nicht tief genug. 

Kann ein Burnout chronisch werden?

Chronische Müdigkeit zählt mit zu den zahlreichen möglichen Beschwerden eines Burnouts. Dauert das Syndrom zu lange an, führt es überwiegend in eine Depression. Das heißt, dass Teile des Burnouts chronisch werden können und dass eine der Folgen eine schwere psychische Erkrankung ist.

Wie lange braucht man, um sich vom Burnout zu erholen?

Die Antwort auf diese Frage hängt von der Schwere des Burnouts und seinem Verlauf ab: Je länger die Beschwerde besteht und je komplexer es ist, desto länger dauert auch die Gesundung. Oftmals bestehen bei langsam gewachsenen Burnouts auch physische Einschränkungen beispielsweise des Verdauungstrakts oder des Herz-Kreislaufsystems. Bis diese körperlichen Gebrechen ebenso wie die seelischen Schäden behandelt sind, kann es mehrere Monate bis hin zu zwei Jahren dauern. Bei einem relativ unkomplizierten Fall hingegen, der auf eine akute Überlastungssituation zurückzuführen ist, dauert die Behandlung mit Glück nur einige Wochen. 

Mehr Informationen zu den Therapieformen eines Burnouts, liest du in diesem Artikel.

Wie kann ich einen Burnout vorbeugen?

Burnout lässt sich in der Regel vermeiden, wenn du weißt auf welche Warnsignale du achten solltest. Wir haben dir 10 Tipps zusammengestellt, wie du Burnout aktiv vorbeugen kannst.

2 Kommentare
  1. marion straus sagt

    Vielen Dank
    Der Artikel hat mir sehr geholfen, Symptome, wie Gedächtnisstörungen, Angsstörungen, Tinnitus und schwere Depression einzuordnen. Alle Symptome erfordern Einschränkungen im gewohnten Leben.
    Wenn mir das bewusst wird, kann ich natürlich auch besser damit umgehen, suche ich nicht nach Gründen, die mich stark verunsichern und einschränken.

  2. Feli sagt

    Ich hatte selbst Burnout und bin jetzt in der Phase kurz danach, dementsprechend hat dieser Artikel sehr geholfen. Vielen Dank.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.