Karenzzeit bei der Berufsunfähigkeitsversicherung
Die Karenzzeit bei der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist eine Option, die du bei einigen Anbietern zusätzlich auswählen kannst. Vielleicht hast du den Begriff gerade im Antragsformular gesehen oder auf einer Ratgeberseite gelesen und fragst dich nun, was sich hinter diesem seltsamen Wort verbirgt. Wir erklären dir, wie die Karenzzeit bei der BU genau funktioniert und ob sie für dich überhaupt sinnvoll ist.
Vereinbarst du bei deiner Berufsunfähigkeitsversicherung eine Karenzzeit, dann bekommst du erst eine bestimmte Zeit nach Beginn deiner Berufsunfähigkeit das Geld von der Versicherung.
Karenzzeiten können zwischen 6 Monaten und 2 Jahren dauern. BU-Verträge mit Karenzzeit haben den Vorteil, dass sie günstiger zu bekommen sind.
Wir raten dennoch von solchen Karenzzeiten in der BU ab, weil du dann in den ersten Monaten der Berufsunfähigkeit kein Geld bekommst – obwohl du das Geld bereits dann brauchen kannst.
Was ist die Karenzzeit?
Der Begriff Karenzzeit kann unterschiedliche Bedeutung haben. In jedem Fall geht es jedoch darum, dass eine bestimmte Sache hinausgezögert wird. Auch bei einer Versicherung gegen Berufsunfähigkeit kann es so eine Karenzzeit geben. Sie hat folgende Auswirkungen:
- Stell dir vor, dass du nach einem Unfall oder einer Krankheit deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Dann gehst du zu deinem Arzt, der dir offiziell Berufsunfähigkeit bestätigt.
- Nun stellst du bei deiner Versicherung einen Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente. Hast du für die Versicherung eine Karenzzeit vereinbart, bekommst du nicht sofort Geld, sondern musst erst einmal eine bestimmte Zeit lang warten.
- Diese Karenzzeit beginnt mit Eintritt deiner Berufsunfähigkeit. Bei manchen Versicherern musst du während dieser Zeit sogar weiterhin Beiträge an den Versicherer zahlen. Dies ist jedoch nicht bei allen Anbietern der Fall.
Erst nach Ende dieser Wartezeit erhältst du deine monatliche Rente von der Versicherung. Bei einer Karenzzeit gibt es keine rückwirkende Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente, für die ersten Monate deiner Berufsunfähigkeit erhältst du also gar kein Geld.
Karenzzeit in den Versicherungsbedingungen
Willst du wissen, ob du für deine gewünschte BU eine Karenzzeit vereinbaren kannst, musst du dazu in die allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) schauen. Eine entsprechende Klausel sieht zum Beispiel so aus:
Ist eine Karenzzeit vereinbart, entsteht der Anspruch auf die Rente erst ab Beginn des auf den Ablauf der Karenzzeit folgenden Monats. Die Karenzzeit beginnt mit Eintritt der Berufsunfähigkeit (Versicherungsbedingungen für den Berufsunfähigkeitsschutz von Canada Life, Stand: 01/2019).
Die Karenzzeit ist bei vielen Anbietern eine Option, für die du dich bei Abschluss der BU – oder beim Wechseln deines Tarifes – freiwillig entscheiden kannst. Es gibt zur Zeit keine BU auf dem Markt, bei der eine Karenzzeit standardmäßig festgelegt ist. Das heißt: Du kannst selbst entscheiden, ob du bei Berufsunfähigkeit sofort eine Rente bekommen möchtest – oder ob du eine zeitlang auf Leistungen verzichtest, aber dafür geringere Beiträge an die Versicherung zahlen musst.
Dauer von Karenzzeiten
Wie lange die Karenzzeit bei Berufsunfähigkeit dauert, kann von Versicherungsvertrag zu Versicherungsvertrag unterschiedlich sein. Ihre Dauer kannst du innerhalb eines bestimmten Rahmens selbst festlegen. Möglich sind bei einer BU häufig Karenzzeiten von 6 Monaten bis zu 2 Jahren. Je länger diese Zeit dauert, desto später bekommst du deine Rente, wenn du berufsunfähig wirst. Und weil der Versicherer so insgesamt weniger zahlen muss, kannst du die Versicherung für niedrigere Beiträge bekommen. Mit einer Karenzzeit lassen sich die Beiträge um bis zu 25 Prozent senken – allerdings nur, wenn die Karenzzeit ganze 24 Monate beträgt. Wirst du berufsunfähig, müsstest du dann also zwei Jahre lang auf Geld von der Versicherung verzichten.
In manchen Versicherungsbedingungen ist von einer additiven Karenzzeit die Rede. Vielleicht warst du bereits berufsunfähig, ohne dass die Karenzzeit in dieser Zeit vollständig abgelaufen ist und du eine Rente bekommen hast. Später wirst du dann wieder berufsunfähig. Steht in den Bedingungen deiner BU eine additive Karenzzeit drin, so beginnt die Karenzzeit nicht von neuem, sondern die erste Phase der Berufsunfähigkeit wird auf diese Zeit angerechnet. Dies ist allerdings meist nur dann der Fall, wenn du beides Mal wegen derselben Ursachen berufsunfähig warst.
Bringt die Karenzzeit Vor- oder Nachteile?
Indem der Versicherer die BU-Rente erst mehrere Monate bis Jahre nach Beginn der Berufsunfähigkeit auszahlt, spart er im Leistungsfall insgesamt Geld. Deshalb kann er für seine Berufsunfähigkeitsversicherung die Kosten senken – und du kannst bei Zahlung deiner Beiträge Geld sparen. Dies ist aber auch schon der einzige Vorteil einer Karenzzeit.
Ansonsten bedeutet Karenzzeit, dass du eine Weile lang kein Geld bekommst, obwohl du deinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Deine Krankenversicherung zahlt dir zwar Krankengeld aus, wenn du länger als 6 Wochen lang krankgeschrieben bist – das ersetzt aber auch nur einen Teil deines bisherigen Einkommens. Wenn du nur für bestimmte Zeit – beispielsweise ein Jahr – berufsunfähig bist, die Karenzzeit jedoch zwei Jahre dauert, bekommst du für diese Zeit gar kein Geld, obwohl du auf dein bisheriges Einkommen verzichten musstest. Bei Berufsunfähigkeit kann die Karenzzeit also eine finanzielle Lücke hinterlassen, wenn du nicht gerade über ausreichende Geldreserven verfügst.
Vorteile der Karenzzeit | Nachteile der Karenzzeit |
---|---|
Die Beiträge für die BU sind niedriger. | Wirst du berufsunfähig, bekommst du erst nach einer bestimmten Zeit Geld von der BU. |
Insgesamt erhältst du für die ersten Monate deiner Berufsunfähigkeit kein Geld, obwohl du auf dein bisheriges Einkommen verzichten musst. |
Fazit
Die Karenzzeit bei einer BU ist meistens nicht zu empfehlen, weil du im Ernstfall mehrere Monate lang auf die Berufsunfähigkeitsrente verzichten musst. Und das, obwohl dir nach Ablauf der Lohnfortzahlung bereits dein bisheriges Einkommen entgeht. Es ist besser, ein wenig höhere Beiträge zu zahlen und im Ernstfall sofort Geld zu bekommen. Nur dann, wenn du genug finanzielle Reserven zur Überbrückung besitzt, ist eine BU mit Karenzzeit unter Umständen sinnvoll.
Häufige Fragen
Allgemein bedeutet der Begriff “Karenzzeit”, dass eine bestimmte Sache verzögert wird. Karenzzeit bei einer Versicherung bedeutet, dass die Leistungen erst eine gewisse Zeit ausgezahlt werden, nachdem der Leistungsfall eingetreten ist. Bei einer privaten Krankentagegeldversicherung zum Beispiel wird die Leistung frühestens 6 Wochen ausgezahlt, nachdem jemand arbeitsunfähig wurde. So lange dauert nämlich die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber. Auch eine gesetzliche Krankenversicherung zahlt erst nach Ablauf dieser 6 Wochen ein Krankengeld.
Karenzzeit bei einer BU bedeutet, dass die Berufsunfähigkeitsrente erst eine bestimmte Zeit nach Eintritt der Berufsunfähigkeit ausgezahlt wird. Auch wenn du während der Karenzzeit auf dein bisheriges Einkommen verzichten musst, bekommst du für diese Zeit keine Leistungen ausgezahlt. Dafür sind für die BU geringere Beiträge fällig. Eine Karenzzeit solltest du – wenn überhaupt – nur vereinbaren, wenn du genügend Ersparnisse hast, um die Karenzzeit überbrücken zu können. Ansonsten droht dir eine finanzielle Lücke.
Die Karenzzeit bei der BU beginnt mit dem ersten Tag deiner Berufsunfähigkeit. Und zwar unabhängig davon, wann der Arzt die Prognose gestellt hat, dass du im Sinne der Versicherung berufsunfähig bist. Berufsunfähig bist du üblicherweise dann, wenn du mindestens 6 Monate lang nur noch zu 50 Prozent oder weniger in deinem bisherigen Beruf arbeiten kannst.
Karenzzeiten können unterschiedlich lang sein. Bei der BU kannst du üblicherweise eine Karenz von 6 Monaten bis zu 2 Jahren vereinbaren. Für diesen Zeitraum bekommst du keine Rente von deiner Versicherung. Je länger die Karenzzeit ist, die du vereinbarst, desto stärker reduzieren sich deine Beiträge.