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Berufsunfähig durch Corona (Long COVID) – das kannst du tun

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Berufsunfähigkeit durch Corona (Long COVID) ist aktuell noch wenig erforscht. Erste Hinweise deuten aber darauf hin, dass einige Betroffene nach ihrer COVID-19-Infektion an Long COVID leiden und das teilweise so stark, dass ihre Leistung stark eingeschränkt ist und sie nicht mehr arbeiten gehen können. Was genau Long COVID überhaupt ist, wie und wo sich Patient:innen Hilfe holen können, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

  1. Langzeitfolgen nach einer Corona-Erkrankung möglich
  2. Falldefinition, Long COVID und Post COVID
  3. Gibt es Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit von Long COVID begünstigen?
  4. Was kann ich tun, wenn ich Long COVID habe?
  5. Schwere gesundheitliche Folgen? Reha-Angebot in Anspruch nehmen!
  6. Berufsunfähigkeit durch Corona – bekomme ich jetzt meine BU-Rente?
  7. Häufige Fragen zum Thema Corona bzw. Long COVID

Langzeitfolgen nach einer Corona-Erkrankung möglich

Kaum ein anderes Thema hat die gesamte Welt in letzter Zeit so beschäftigt wie die Corona-Pandemie. Egal, in welchem Lebensbereich, alle sind von COVID-19 betroffen. Im Mittelpunkt der Pandemiejahre steht zunächst einmal die Krankheit in ihrem akuten Stadium an sich. Es wurde jedoch relativ schnell klar, dass viele Betroffene an Long COVID leiden und eine Corona-Erkrankung gesundheitliche Langzeitfolgen verursachen kann. Diese können bei einigen sogar so stark ausgeprägt sein, dass eine Berufsunfähigkeit durch Corona besteht. Long COVID-Patient:innen haben dann nicht nur mit Symptomen der Spätfolgen zu kämpfen, sondern können unter Umständen ihren Beruf nicht mehr ausüben oder sogar gar nicht mehr arbeiten. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation wird etwa jede:r zehnte Corona-Erkrankte an Long COVID leiden.

Falldefinition, Long COVID und Post COVID

Zwar arbeiten Forscher:innen seit Beginn der Pandemie mit Hochdruck daran, den Wissensstand über das SARS-CoV-2-Virus zu verbessern, dennoch sind Zeit und Daten nötig, um die Krankheit und deren Verlauf medizinisch gesehen in ihrer ganzen Komplexität zu erfassen. Genau aus diesem Grund wurde eine sogenannte vorläufige Falldefinition von einer Post-COVID-19-Erkrankung durch die WHO erstellt. 

Um mit den Begrifflichkeiten nicht durcheinander zu kommen, folgen hier verständliche Definitionen:

Den Begriff Falldefinition beschreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) wie folgt:

„Die Falldefinitionen haben zum Ziel, bundesweit einheitliche Kriterien im Rahmen der epidemiologischen Überwachung von Infektionskrankheiten sicherzustellen. Damit sollen sie zu standardisierten Bewertungen, aussagekräftigeren Statistiken und letztlich objektiveren Entscheidungen beitragen.“

Long COVID und Post COVID

Außerdem lassen sich die Begriffe Long COVID und Post COVID voneinander abgrenzen: Eine Definition von Long COVID stammt von dem Britischen national Institute for Health and Care Excellence (NICE). Dies besagt, dass Long COVID bei Menschen vorliegt, „(…) die vier Wochen oder länger nach Beginn der akuten COVID-19 Erkrankungen neue oder anhaltende Symptome aufweisen.“Zum Post-COVID-Syndrom schreibt das RKI: „Als Post-COVID-Syndrom werden Beschwerden bezeichnet, die noch mehr als 12 Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können.“ Somit bezieht sich das Long COVID Syndrom auf Beschwerden, die mindestens vier Wochen und bei Post COVID mindestens zwölf Wochen nach der Krankheit bestehen.

Diese Long COVID Symptome sind besonders häufig:

  • Müdigkeit und Fatigue (Ermüdungssyndrom)
  • Gedächtnisprobleme
  • Konzentrationsstörungen
  • Kurzatmigkeit
  • Schlafstörungen
  • Muskelschwäche oder -schmerzen
  • Depressive Verstimmungen
  • Angstsymptome
  • Störungen beim Riechen und/oder Schmecken
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Info: Die genannten Symptome sind jedoch nur ein Bruchteil der Beschwerden, die auftreten können. Tatsächlich sind bisher über 200 Symptome bei Long COVID bekannt.

Die Symptome können einzeln, aber auch gleichzeitig auftreten und das teilweise in abwechselnder und unterschiedlich starker Ausprägung. Weiter findet die Wissenschaft Hinweise darauf, dass eine vorangegangene Infektion mit dem Corona-Virus auch Organfunktionen verschlechtern kann. Dazu zählen beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verschlechterung der Lungen- und Nierenfunktion oder auch Diabetes und neurologische Komplikationen.

Aus der Vielfalt der Symptome wird deutlich, wie schwerwiegend sich eine Corona-Infektion auf den gesamten menschlichen Körper auswirken kann, aber auch, dass es für Mediziner:innen noch nicht so leicht ist, Post/Long COVID zu diagnostizieren. Solltest du nach deiner Corona-Erkrankung an einem oder mehreren der genannten Symptome leiden, wende dich bitte an deinen oder dein Hausarzt beziehungsweise Hausärztin. 

Gibt es Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit von Long COVID begünstigen?

Wie bereits erwähnt, ist der Umfang einer Long COVID Erkrankung und deren Auslöser noch nicht vollständig aufgeklärt. Viele Mediziner:innen gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren dazu beitragen, ob und in welcher Form es zu Long COVID kommt. Mittlerweile sind allerdings vier Aspekte bekannt, die die Wahrscheinlichkeit von Long COVID erhöhen zu scheinen. Darunter zählen eine Vorerkrankung mit Diabetes mellitus, eine hohe Viruslast während der Erkrankung beziehungsweise wie schwer die Corona-Infektion verläuft. Auch Menschen, die sich labornachweislich schon einmal mit dem Epstein-Barr-Virus (löst in einigen Fällen das Pfeiffersche-Drüsenfieber aus) infiziert haben, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass es bei ihnen zu Long COVID kommt. Ein weiterer Risikofaktor sind spezielle Autoantikörper, die im Blut nachgewiesen werden können.

Was sind eigentlich Autoantikörper?

Antikörper haben normalerweise die Funktion, gegen Erreger im Körper vorzugehen und dabei die „Eindringlinge“ zu bekämpfen. Autoantikörper richten sich jedoch nicht nur gegen beispielsweise Viren, sondern auch gegen körpereigenes und gesundes Gewebe. Dies ist zum Beispiel auch bei Autoimmunerkrankungen der Fall, wenn das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Forscher:innen haben herausgefunden, dass einige Menschen durch eine Corona-Infektion ebenfalls Autoantikörper entwickeln.

Long COVID bei Frauen und Männern

Tatsächlich belegen die Daten, dass Frauen häufiger unter Long COVID leiden, als Männer. Besonders häufig tritt das Syndrom im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter auf. Darüber hinaus leiden auch mehr Teenager an Long COVID als jüngere Kinder. Dennoch leiden Teenies und Kinder seltener an den Folgen einer Corona-Infektion als (junge) Erwachsene.

Was kann ich tun, wenn ich Long COVID habe?

Eine Corona-Erkrankung kann zu Long/Post COVID und damit zu vielen verschiedenen Symptomen führen. Teilweise sind diese so stark ausgeprägt, dass eine Berufsunfähigkeit bei den Betroffenen vorliegt oder dass sie für einige Zeit ausfallen, bis sich der Körper wieder erholt hat. Auch sehr problematisch an Long COVID ist, dass sich das Syndrom auf die Gehirnleistung auswirken kann, sodass eine Berufsunfähigkeit gar nicht mal physisch bedingt sein muss.

Gegen Long COVID gibt es aktuell noch keine wirksame Therapie und auch die Diagnose erfolgt nur anhand der Symptomatik. Solltest du den Verdacht haben, dass du unter Long COVID leidest, suche am besten deine Hausärztin beziehungsweise deinen Hausarzt auf. Sind die Mediziner:innen der Meinung, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, wirst du an entsprechende Fachärzt:innen weitergeleitet. Je nachdem, welche Symptome stark ausgeprägt sind, kommen verschiedene Therapieansätze infrage. Das sind beispielsweise Ergo- oder Physiotherapien.

Selbsthilfegruppen und Psychotherapeut:innen bei Long COVID

Dass nach einer Coronaerkrankung alles anders ist, ist für viele Betroffene nur schwer zu ertragen. Besonders junge Leute, die vorher fit und vital waren, können durch Long COVID an Kraft und Ausdauer verlieren. Viele Menschen leiden psychisch sehr unter Einschränkungen und fühlen sich zunehmend unwohler. Mittlerweile haben sich allerdings schon Selbsthilfegruppen für Long COVID Patient:innen gebildet und auch Psychotherapien können dabei helfen, besser mit der neuen Situation umzugehen. In sehr vielen Fällen erleichtert es die Betroffenen, wenn sie sich austauschen und Bewältigungsstrategien erlernen können.

Schwere gesundheitliche Folgen? Reha-Angebot in Anspruch nehmen

Wusstest du, dass du in Reha gehen kannst, wenn dein Long COVID besonders stark ausgeprägt ist? In Deutschland haben alle Rentenversicherten Anspruch auf Reha und der Antrag kann ganz leicht online gestellt werden. Wenn eine Berufsunfähigkeit durch Corona vorliegt, ist das Ziel, nach und nach wieder zurück in den alten Job zu kehren. Eine Reha kann dabei helfen, sich wieder zu erholen und schrittweise fit zu werden. Die Versicherer bieten dir Reha-Angebote an verschiedenen Standorten, dabei werden teilweise Gruppentherapien angeboten, jedoch steht die Behandlung der individuellen Beschwerden jedes und jeder Patient:in im Mittelpunkt.

Berufsunfähigkeit durch Corona – bekomme ich jetzt meine BU-Rente?

Kurz gesagt: Grundsätzlich ja! Es ist nämlich für die Versicherung nicht entscheidend, was zur Berufsunfähigkeit führt, sondern nur, dass du deinen Beruf nur noch zu maximal 50 Prozent ausüben kannst. Übrigens kann auch bei Impfschäden die BU-Rente ausgezahlt werden. Wer vor einer Corona-Infektion eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat, hat einige Vorteile, besonders dann, wenn starke Long COVID Symptome auftreten. Sollten beispielsweise Therapien oder sogar eine Reha notwendig sein, greift die BU-Rente den Betroffenen finanziell unter die Arme und entlastet die ohnehin schon schwierige Situation.

Was ist der Unterschied zwischen BU- und Erwerbsminderungsrente?

Eine BU-Versicherung ist eine private Vorsorgeleistung und wird von dir jeden Monat an den Versicherer bezahlt. Die Erwerbsminderungsrente ist eine Sozialleistung und wird von der Deutschen Rentenversicherung ausgezahlt. Im Gegensatz zur Erwerbsminderungsrente wird die BU-Rente gezahlt, wenn du nicht mehr in deinem bisherigen Beruf arbeiten kannst. Erwerbsgemindert bist du erst dann, wenn du auch keinen anderen Beruf weniger als drei Stunden täglich ausüben kann. Dementsprechend ist berufsunfähig nicht gleich erwerbsunfähig und wenn man sich wirklich finanziell absichern möchte, lohnt sich der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

Häufige Fragen zum Thema Corona bzw. Long COVID

Was ist Long COVID / Post COVID?

Long oder Post COVID ist ein Syndrom, das ca. 200 Symptome zusammenfasst und nach einer Corona-Infektion auftreten kann.

Was sind die häufigsten Symptome von Long COVID?

Zu den häufigsten Symptomen zählen unter anderem Müdigkeit/Erschöpfung, Atembeschwerden, Luftnot, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisstörungen und Schlafstörungen.

Was ist über die Langzeitfolgen von COVID-19 bekannt?

Bisher ist bekannt, dass nicht jeder an Long/Post COVID erkrankt und dass es bestimmte Voraussetzungen gibt, die die Entstehung des Syndroms begünstigen. Dazu zählen Diabetes mellitus, Autoantikörperbildung, eine hohe Viruslast und eine frühere Erkrankung am Epstein-Barr-Virus. Die Langzeitfolgen werden immer noch untersucht, da es sich bei SARS-Cov2 um einen „neuen“ Virus handelt.

Kann man den gesundheitlichen Langzeitfolgen von COVID-19 vorbeugen?

Bisher ist darüber noch wenig bekannt. Mediziner:innen gehen aber davon aus, dass eine Impfung am besten vor Long COVID schützt.

Bekomme ich eine BU-Rente bei Long COVID?

Ja, wenn du eine entsprechende Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast, steht der Auszahlung vom Versicherer nichts im Weg.

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