Burnout-Symptome: Unterschiede zwischen Frauen und Männern
Burnout ist in der heutigen Arbeitswelt ein Problem, welches laut AOK im Jahr 2021 drastisch angestiegen ist. Während es im Jahr 2004 nur rund 0,6 Erkrankte pro 1.000 AOK Mitglieder waren, stieg die Anzahl der Burnout-Betroffenen auf 6 pro 1.000 Mitglieder im Jahr 2021. Obwohl es bestimmte Symptome gibt, die für eine Diagnose erfüllt sein müssen, können sich die einzelnen Symptome zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Wie die unterschiedlichen Geschlechter auf belastende Situationen reagieren und mit der Diagnose Burnout umgehen, erfährst du in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
- Die typischen Burnout-Symptome
- Die Burnout-Spirale
- Geschlechtsspezifische Unterschiede – Burnout Symptome bei Frauen und Männern
- Geschlechtsspezifische Lösungen
Die typischen Burnout-Symptome
Das Burnout-Syndrom umfasst drei Hauptsymptome, wobei Betroffene häufig von vielen weiteren körperlichen und psychischen Symptomen berichten.
1. Chronische Müdigkeit
Betroffene fühlen sich, trotz ausreichend Schlaf in der Nacht, tagsüber körperlich sowie emotional müde und erschöpft. Häufig treten aber auch Schlafstörungen im Zusammenhang mit Burnout auf.
2. Distanzierung und Zynismus
Ein distanziertes und zynisches Verhalten gegenüber der eigenen Arbeit ist ein weiteres Symptom des Burnout-Syndroms. Vor dem Burnout haben sich Betroffene noch mit ihrer Arbeit identifiziert und Freude gehabt, zur Arbeit zu gehen. Dagegen herrscht nun eine kühle Einstellung, auch gegenüber Kollegen oder Menschen allgemein. Burnout Betroffene distanzieren sich dann irgendwann von der Arbeit, aus Angst nicht den Erwartungen des Arbeitgebers entsprechen zu können. Aufgrund der gleichgültigen Einstellung dem Leben gegenüber werden Hobbies und Freunde ebenfalls vernachlässigt.
3. Geringere Leistungsfähigkeit
Den Erkrankten fällt es zunehmend schwer, konzentriert zu bleiben, was mit dem Gefühl einhergeht, nicht mehr ausreichend Leistung zu bringen. Dies wiederum führt zu Versagensängsten.
Einen Überblick über weitere, körperliche und psychische Beschwerden bei Burnout kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Die Burnout-Spirale
Der Teufelskreis des Burnouts beginnt häufig mit idealistischen Überengagement und einem besonders hohen Leistungswillen. Betroffene machen sich dadurch enormen Druck und vernachlässigen allmählich die eigenen Bedürfnisse.
Allmählich stellen sich Ermüdung, Frustration sowie eine geringere Bereitschaft, anderen zu helfen, ein. Betroffene merken an dieser Stelle erste körperliche Symptome, sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Das Engagement lässt langsam nach und eine depressive Grundstimmung stellt sich ein. Gleichzeitig treten Unruhe und Rastlosigkeit auf. Betroffene werden ihrer Umwelt gegenüber zunehmend gleichgültig, vernachlässigen Freunde und Familie und ziehen sich mehr und mehr zurück. Viele Burnout-Patient:innen berichten auch von einem Gefühl der inneren Leere oder “gar nicht mehr man selbst zu sein”. Expert:innen empfehlen, dass spätestens jetzt professionelle Hilfe notwendig wäre. In späteren Stadien des Burnouts kommt es häufig zu einer schweren Depression bis hin zur Selbstmordgefährdung. An dieser Stelle ist eine stationäre Behandlung die beste Wahl und meist unumgänglich.
Geschlechtsspezifische Unterschiede – Burnout Symptome bei Frauen und Männern
Die Studienlage zur Häufigkeit von Burnout bei Frauen und Männern ist recht unterschiedlich. Einige Untersuchungen gehen von höheren Burnout-Raten bei Frauen aus, andere Studien dagegen konnten dies nicht bestätigen. Dies kann zum einen daran liegen, dass das Ergebnis stark von der untersuchten Berufsgruppe und dem jeweiligen Land abhängt.
Auch sind Frauen durch die Doppelbelastung von Familie und Beruf stärker gefährdet, an Burnout zu erkranken und sind eher dazu bereit, sich professionelle Hilfe zu suchen. Somit können die Studienergebnisse etwas verzehrt werden, da Frauen sich eher Hilfe holen, als Männer.
Feststellen lässt sich allerdings, dass sich die Bedingungen zur Entstehung von Burnout zwischen Frauen und Männern unterscheiden.
Unterschiede beim Umgang mit Stress
Mehrere Forschungsgebiete geben Hinweise darauf, dass Männer und Frauen unterschiedliche physiologische Reaktionen auf belastende Ereignisse bzw. Stress zeigen. Es gibt Belege, die zeigen konnten, dass die Burnout-Symptome bei Frauen signifikant mit Serumspiegeln von Entzündungshemmern korrelierten. Bei Männern stand Depression in einem direkten Zusammenhang mit einem erhöhten CRP-Spiegel (siehe Infobox), noch vor Rauchen, Body Mass Index und anderen Variablen.
Frauen schütten als Antwort auf verschiedene stressige Situationen Oxytocin aus. Dies hat zur Folge, dass Frauen eher zum Beschwichtigen und dem Suchen nach sozialen Kontakten neigen. Oxytocin sorgt außerdem dafür, dass die Herzfrequenz und der Blutdruck in Stresssituationen nicht so stark ansteigen wie bei Männern. Dagegen ziehen sich Männer bei Stress eher zurück und wollen die Probleme mit sich selbst ausmachen.
Eine weitere Studie konnte zeigen, dass Frauen eher auf interne Stessoren achten, Männer dagegen auf externe. Dies liegt daran, dass bei der Präsentation negativer, emotionaler Stimuli bei Männern die rechte Amygdala im Gehirn (auch Mandelkern genannt) stärker mit anderen Gehirnarealen (insbesondere der Sehrinde und dem Striatum) kommuniziert. Bei Frauen ist es in diesem Fall jedoch die linke Hälfte der Amygdala, die stärker mit Insula und dem Hypothalamus kommuniziert.
Einige Studien konnten außerdem zeigen, dass sowohl Männer als auch Frauen während des Burnouts vermehrt zu körperlichen Beschwerden neigen. Männer tendieren demnach eher zu Erkrankungen, die Herz und Blutgefäße betroffen und Frauen leiden eher an Erkrankungen des Bewegungsapparats.
Doppelbelastung für berufstätige Mütter (und Väter)
Das Burnout-Risiko ist für berufstätige Frauen mit Kindern oder pflegenden Angehörigen größer als beispielsweise für Männer, die sich nur auf ihre Arbeit konzentrieren. Insbesondere seit der Pandemie hat sich diese Belastung erhöht. Natürlich sind auch Männer stärker von Burnout gefährdet, wenn sie sich um Kinder oder zu pflegende Angehörige kümmern müssen und erwerbstätig sind.
Geschlechtsspezifische Lösungen
Aktuell sind noch keine geschlechtsspezifischen Maßnahmen gegen Burnout bekannt. Wenn man sich jedoch die genannten physiologischen und psychologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen anschaut, wäre es sinnvoll, geschlechtsspezifische Maßnahmen zur Gestaltung des Arbeitsumfeldes und den persönlichen Umgang mit chronischem Stress aufzusetzen. Dabei muss man sagen, dass die unterschiedlichen Maßnahmen sich wahrscheinlich nicht sonderlich unterscheiden werden.
Trotz unterschiedlicher physiologischer Reaktionen sind die gesundheitlichen Folgen für beide Geschlechter dieselben. Die Spätfolgen von Burnout sind nicht zu unterschätzen.
Experten empfehlen die lang überfällige Anpassung der Frauenquote in der Arbeitswelt, die Verbesserung der Frauenarbeitslosigkeit und des Zwanges der Frauen, “sich in einer Männer dominierten Arbeitswelt beweisen zu müssen”. Das nach wie vor bestehende Rollenklischee sollte Bestandteil weiterer Untersuchungen sein, um diese wissenschaftlich zu hinterfragen. Dazu kommen Themen wie Mehrfachbelastung der Frau und das “Rabenmutter-Syndrom”.
Doch auch Männer sollten speziell bei Burnout-Problemen und ihren Tendenzen zu Süchten, Rückzug und Verleugnung gezielt durch Angebote unterstützt werden. Die Symptome hängen stark mit männernspezifischen Rollenbildern zusammen, wie z.B. Image, Karriere und das Bild vom Mann, “der keine Unterstützung benötigt” (Lalouschek & Kainz, 2008).
Für beide Geschlechter ist es wichtig, rechtzeitig zu handeln und zu erkennen, wann der Körper und Geist eine Pause und Erholung benötigt. Daher ist es wichtig, Stresssymptome rechtzeitig zu erkennen. Um eine gezielte und effektive Behandlung, Prävention und Therapie von Burnout bei Männern und Frauen zu gewährleisten, muss noch weitere Forschung in diesem Gebiet erfolgen.
FAQ:
Wie äußert sich Burnout bei Frauen?
Erste Anzeichen für Burnout zeigen sich durch Schlaf- und Konzentrationsstörungen als auch die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse. Der Job und das Erreichen der Ziele haben einen hohen Stellenwert im Leben und Hobbys, Freunde und Familie rücken in der Prioritätenliste herab. Nach einer Zeit mit zu starkem Stress setzt die bleierne Erschöpfung und Müdigkeit ein. Auch körperliche Symptome, wie Rückenschmerzen, kommen dazu. Emotional distanzieren sich die Betroffenen dann von der Arbeit und der Job wird mit einem gewissen Zynismus betrachtet.
Woher weiß ich, ob ich Burnout habe?
Solltest du erste Anzeichen von andauernder Erschöpfung, sowie körperliche Beschwerden verspüren, gehe am besten zum Hausarzt und kläre deine Situation ab. Es gibt online Fragebögen und Tests, die Auskunft geben wollen, ob du ein Burnout-Risiko hast. Diese Tools sind aber kein Ersatz für den Arztbesuch und keine Basis für eine Selbstdiagnose.
Gibt es spezielle Burnout-Symptome bei Männern?
Wie schon erläutert, unterscheiden sich die Burnout-Symptome bei Frauen und Männern nicht wesentlich. Es gibt aber einzelne männerspezifische Auffälligkeiten bei Burnout-Patienten: Verleugnung, sexuelle Funktionsstörungen, aggressives Verhalten und der Hang zu Süchten, wie übermäßiger Alkoholkonsum.