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Kommt Burnout nur vom Job?

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Fällt das Wort “Burnout”, egal ob bei Kolleg:innen oder im Bekanntenkreis, assoziiert man den Auslöser meistens mit dem Beruf oder dem Arbeitsumfeld. Selbst wenn bekannt ist, dass sich eine private Belastung hinter einem Betroffenen abzeichnet, wird das berufliche Umfeld meistens als Ursache für die Erschöpfung herangezogen. In diesem Artikel geht Burnout-Expertin Claudia Patz darauf ein, warum Rentner öfter Burnout gefährdet sind, als man denkt und warum der Ursprung für eine Erschöpfung häufig auch im privaten Umfeld zu suchen ist.

Inhaltsverzeichnis

  1. Warum wird Burnout immer mit dem Beruf in Verbindung gebracht?
  2. Was ist Stress denn nun wirklich?
  3. Wieso trifft ein Burnout auch Rentner, Hausfrauen und Studenten?
  4. Wie kann man seine eigene Belastungsgrenze spüren?
  5. Was kann man selbst tun, um ein Burnout zu verhindern?
  6. Welche Schritte sind zu gehen, dass es mir besser geht?
@getsurance

Die Zahlen berufsunfähiger Arbeitnehmer nimmt mehr und mehr zu. Der häufigste Grund – Psychische Erkrankungen, vor allem Burnout und Depressionen. #versicherung #finanzen #investition #familie #zukunft #sparen #gesundheit #fakten #versicherungswissen #versicherungsvergleich #burnout #depression #mentalegesundheit

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Die eigene Wahrnehmung gestaltet sich im Hinblick auf eine bemerkbare Erschöpfung immer mit der Bezeichnung Stress. Der Begriff Stress ist aus dem täglichen Sprachbild nicht mehr wegzudenken, aber die wenigstens können die Bedeutung des Wortes genau definieren. Ein Grund mehr, sich Stress und den Zusammenhang mit Burnout genauer zu betrachten und diese Frage zu beantworten.

Die Belastungsgrenze variiert von Mensch zu Mensch, aber es gibt Anzeichen, wobei du herausfinden kannst, ob du deine persönliche Belastungsgrenze schon erreicht, oder gar schon überschritten hast. Es gibt Möglichkeiten, wie du dir ein eigenes Konzept zurechtlegen und selbst aktiv werden kannst, um ein Burnout zu verhindern. Der Prozess des Ausgebrannt seins kann nicht nur unterbrochen werden, sondern macht dich sensibler für Symptome der Erschöpfung.

Warum wird Burnout immer mit dem Beruf in Verbindung gebracht?

Der Mensch verbringt in seinem Leben nicht so viel Zeit am Arbeitsplatz wie man meinen möchte, oder wie es wahrgenommen wird. Laut einer Studie (Flowingdata by Nathan Yau 2011-2015) verbringt man ca. 16 % der Gesamtheit eines Lebens in der Arbeit. Trotz dieser Zahlen wird aber ein Burnout vorerst immer in einen kausalen Zusammenhang mit dem Beruf gebracht. In den meisten Fällen liegt es daran, dass die ersten Symptome am Arbeitsplatz von Kollegen oder Vorgesetzten wahrgenommen werden. Der Betroffene erscheint dann unruhig, gereizt, gehetzt und weist plötzlich mehr Krankentage auf als zuvor. Wenn es also nicht allein durch die Überbelastung seitens der Berufsausübung ist, was ist dann die Ursache für ein Burnout?

Viele Burnout-Betroffene sind privat über einen längeren Zeitrahmen belastet. Konfliktreiche Beziehungen, finanzielle Probleme oder ein Pflegefall in der Familie können Auslöser sein. Da man sich als Arbeitnehmer aber auch seinen beruflichen Verpflichtungen widmen muss und immer versucht ein – für die anderen sichtbaren Status der Leistung – zu halten – beginnt oft hier der innere Kampf, mit dem Stress, der sich zusehends aufbaut, fertig zu werden.

Aus Erfahrungsberichten der Selbsthilfegruppen werden bei den Betroffenen vorrangig zuerst die privaten Belastungen angesprochen, und versucht den dadurch entstandenen Druck beim Gespräch in der Gruppe abzubauen, als die berufliche Belastung.

Was ist Stress denn nun wirklich?

Das Wort Stress ist im heutigen Sprachgebrauch fix verankert und wird dementsprechend oft genützt. Die Frage, die aber interessiert ist, wie dieses Wort im Zusammenhang mit Burnout verstanden werden kann.

Stress ist ein Ungleichgewicht zwischen persönlichen Ressourcen und der Belastung, der man über einen längeren konstanten Zeitrahmen ausgesetzt ist. Von einer Belastung wird dann gesprochen, wenn ständige Beanspruchungen von außen auf einen Menschen einströmen, ohne die Möglichkeit zu besitzen, die persönlichen Kraftressourcen wieder aufzufüllen. Dies kann bei jedem Menschen anders sein: Hobbys, Zeit mit der Familie verbringen oder in der Natur, kann viel dazu beitragen, die persönlichen Ressourcen wieder aufzufüllen.

Wenn dies aber nicht passiert, sinkt auch die eigene Motivation für Arbeit oder sonstige Tätigkeiten, da die Kraftreserven schnell aufgebraucht sind. Oft wird von Ärzten geraten, den Stress zu reduzieren. Diese Aussage ist nur zum Teil von Nutzen. Nicht jeder kann die Stressursache sofort beseitigen, oder ihn auf ein erträgliches Maß minimieren. Was man aber sehr wohl tun kann als Sofortmaßnahme, sich eine Liste zu erstellen über die persönlichen Verpflichtungen und sie nach dem Eisenhower Prinzip einteilen. Dadurch kann man Reserven gewinnen, die einem ermöglichen, den Stress zu reduzieren, um die Möglichkeit zu haben, die persönlichen Ressourcen wieder aufzufüllen.

Das Eisenhower Prinzip – Es ist eine Form des Zeitmanagements, um Aufgaben in wichtig und dringend einzuteilen und von unwichtig und nicht dringend zu unterscheiden.

eisenhower prinzip

Wieso trifft ein Burnout auch Rentner, Hausfrauen und Studenten?

Wenn dir jemand erzählt, dass dein Nachbar, der seit fast fünf Jahren in Pension ist, Burnout hat, kannst du dir das sicher nicht vorstellen. Das ist aber nicht abwegig. Wenn ein Mensch endlich in Rente gehen kann, dann freut er sich darauf, die Dinge zu tun, die er während seines arbeitsreichen Lebens nie erledigen konnte. Das kann die Werkstatt sein, die man schon ewig so aufräumen wollte, wie man es sich vorstellt, oder das Modellboot fertig zu bauen. Man ist voller Tatendrang und verspürt eine Energie. Doch irgendwann sind alle Dinge aufgearbeitet. Man wünscht sich eine neue Beschäftigung und eine Aufgabe. Diese stellt sich aber von allein nicht ein. Der Körper kommt in einen Stresszustand.

Wenn dieser Stress über einen Zeitraum anhält, kann es zu den gleichen Symptomen eines Burnouts kommen, wie bei Menschen, die in einem Dienstverhältnis stehen.

Studenten wird immer nachgesagt, dass sie bis mittags schlafen, dann kurz mal an der Uni vorbeischauen und am Abend wieder Party machen. Nur selten entspricht dieses Bild der Wahrheit. In der Mehrzahl haben Studenten zwei Jobs, die Verpflichtungen zur Anwesenheit man der Universität und das geforderte Pensum zu lernen. Dieser dicht gedrängte Tagesablauf führt zu einer Dauerbelastung, die viele Studenten in ein Burnout abgleiten lassen.

Obwohl sich das Bild der Hausfrau in den letzten Jahren zum Positiven verändert hat, ist es die Gruppe, die am häufigsten von einem Burnout im privaten Bereich betroffen sind. Diese Frauen kümmern sich nicht nur um Haushalt, Kinder, private Termine der Familie, sondern auch oft um Familienmitglieder, die nicht im gemeinsamen Haushalt leben. Oft befindet sich diese Gruppe schon mitten in einem Burnout, bevor sie aktiv die Notbremse bestätigen.

Anhand dieser drei Beispiele wird deutlich, dass Burnout vor in jeder sozialen Gruppe auftreten kann.

Wie kann man seine eigene Belastungsgrenze spüren?

Der amerikanische Burnout Experte Ben Fanning hat verschiedene Anzeichen herausgearbeitet, die es ermöglicht, dass jeder für sich selbst seine persönliche Belastungsgrenze wahrzunehmen:

• Du bist nach der Arbeit erschöpft und findest nicht die Kraft, mit Familie oder Freunden Zeit zu verbringen

• Du fühlst dich nur am Freitagnachmittag, wenn das Wochenende vor der Türe steht, frei und unbeschwert.

• Es ist schwer morgens aus dem Bett zu kommen

• Du findest keinen Zeitpunkt mehr am Tag, wo du entspannst

• Du beschwerst dich bei Familie oder Freunden ständig, dass du keine Zeit für dich findest

• Alles überfordert dich

• Du verlierst oft die Beherrschung

Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Belastungsgrenze. Was aber gleich bleibt ist, wenn man diese ignoriert, leiden der Körper und die Seele.

Was kann man selbst tun, um ein Burnout zu verhindern?

Das Wichtigste, worauf du achten solltest, bist du selbst. Hinterfrage in regelmäßigen Abständen, ob du mit deiner familiären oder beruflichen Situation noch zufrieden bist. Es ist ratsam, ehrlich zu sich selbst zu sein. Falls du feststellst, dass dich an deiner privaten oder beruflichen Situation etwas stört, schreibe es dir auf. Versuche, diese Dinge zu ändern. Allein schon, dass du dich damit beschäftigst, schenkst du dir selbst Zeit. Dadurch behält man den Überblick und sieht selbst die Möglichkeiten der Auswege vor sich aufgeschrieben. Das verhindert das Gefühl der Hilflosigkeit.

Gönne dir einmal am Tag eine Stunde Zeit. Nütze dieses Zeitfenster ausschließlich für dich selbst und kommuniziere das auch mit deiner Familie. Behalte im Blick, dass du immer der Entscheidungsträger für dich selbst bleibst. Was dir guttut, kann nicht falsch sein, und somit kannst du ein Burnout vorgreifen.

Welche Schritte sind zu gehen, dass es mir besser geht?

Das Wichtigste ist immer, dass du erkennst und akzeptierst, dass du ein Burnout hast. Setze dich mit deiner persönlichen Situation auseinander und suche dir professionelle Hilfe. In den meisten Fällen ist es der Hausarzt. Schildere so genau und detailliert wie möglich deine Symptome und seit wann du schon darunter leidest. Falls dich dein Hausarzt krankschreibt, dann nimm dir bitte diese Zeit, um zu erholen und deinem Körper Ruhe zu gönnen.

Sprich mit deinem privaten Umfeld darüber. Sie sollten über deinen augenblicklichen Zustand informiert sein, um besser auf dich eingehen zu können. Es ist aber auch zu deinem Vorteil, wenn du dich einer Selbsthilfegruppe anschließt. Hier kannst du frei deine Geschichte erzählen, ohne dabei bewertet zu werden. Welche Hilfe du auch in Anspruch nimmst, das Entscheidende ist nur, dass du wieder an Lebensqualität und Lebensfreude gewinnst.

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