Einsteigertarife der Berufsunfähigkeitsversicherung: Sinnvoll als Student oder Azubi?
Einige Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen bieten günstige Einsteigertarife für Studenten, Azubis und Schüler an. Doch Vorsicht: Langfristig können diese Tarife teurer werden als normale. In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige über die Startertarife der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Das musst du wissen:
- Starter- oder Einsteigertarife in der Berufsunfähigkeitsversicherung für Studenten und Azubis sind anders kalkuliert als Normaltarife.
- Gemeinsam ist den verschiedenen Modellen, dass du in den ersten fünf bis zehn Jahren weniger zahlst, bei vollem Versicherungsschutz. Danach liegen deine Jahresbeiträge jedoch über dem Normaltarif.
- Neben den Startertarifen unterteilen viele BU-Versicherer die verschiedenen Berufsunfähigkeitsversicherungen in Basis-, Komfort- sowie Komfort-Plus-Tarife, die unterschiedliche Leistungen enthalten.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung gehört zu den wichtigsten Versicherungen für junge Leute. Nach Berechnungen der Deutschen Rentenversicherung liegt das Risiko für einen heute 20-Jährigen bei 40 Prozent, dass er bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren berufsunfähig wird. Deshalb ist es sinnvoll, sich schon frühzeitig gegen den Verlust seiner Arbeitskraft abzusichern. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung als Student oder Azubi kannst du mit besonders günstigen Einsteiger- oder Startertarifen abschließen.
Einsteigertarife verteilen die Beiträge stufenweise
Der Startertarif einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Berufseinsteiger ist anders kalkuliert als der Normaltarif. Die Jahresnettobeiträge, also die Beiträge, die du im Normalfall tatsächlich zahlst, sind anfangs deutlich niedriger. Danach steigen die Tarife um ein oder zwei Stufen an und liegen danach über den Beiträgen des Normaltarifs. Deshalb solltest du es dir zweimal überlegen, ob solche Einsteigertarife der Berufsunfähigkeitsversicherung für dich sinnvoll sind, weil sie – über die gesamte Laufzeit gesehen – meist teurer sind als normale Tarife. Du solltest sie dir aber genau anschauen und prüfen, ob der jeweilige Anbieter und sein Produkt zu dir passen.
Einsteigertarife der Berufsunfähigkeitsversicherung im Vergleich
Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat in einem ausführlichen Vergleich die besten Einsteigertarife für eine Berufsunfähigkeitsversicherung ermittelt. Die unabhängigen Experten unterscheiden ähnlich wie die BU-Versicherungsanbieter zwischen den Produktkategorien Basis, Komfort und Komfort Plus.
Franke und Bornberg bewerten die Kategorien getrennt, weil sich die Kosten stark unterscheiden. In der folgenden Tabelle haben wir einige Beispieltarife aus den Kategorien Basis, Komfort und Komfort plus für dich zusammengestellt, die mit „hervorragend“ bewertet wurden:
Einsteigertarife der BU, die von Franke und Bornberg mit „hervorragend“ bewertet wurden (2016)
Versicherer | Tarif | Leistungskategorie | Rating |
---|---|---|---|
Aachen Münchener | Starter BU Tarif BUS PLUS (SP) Pflegerentenoption (PO) |
Komfort | hervorragend |
NÜRNBERGER | Einsteiger BU nach Tarif SBU2800FC | Komfort | hervorragend |
Swiss Life | Swiss Life SBU Start (Stufentarif 2 Jahre) Baustein BU care plus |
Komfort Plus | hervorragend |
Volkswohl Bund | SBU+ Perfect Start (mit Pflege-Schutzbrief) Stand 09.2015 | Komfort Plus | hervorragend |
Allianz | BU-StartPolice (E 356) Stand 12.2015 | Basis | hervorragend |
AXA | Starter SBU (BG 1* bis 3-) | Komfort | hervorragend |
Barmenia | SoloBU (L3651) – variable Beiträge | Komfort | hervorragend |
Basler | Basler Berufsunfähigkeits-Versicherung Einsteiger | Komfort | hervorragend |
Gothaer | Berufsunfähigkeitsversicherung Premium mit Starter-Option | Komfort Plus | hervorragend |
Württembergische | Einsteiger SBU Stand 01.2015 | Komfort | hervorragend |
*Quelle: Franke und Bornberg. Nicht im Rating aufgeführt oder nicht mit “hervorragend” bewertet sind Ergo, Generali, Hanse Merkur und VGH.
Wie berechnen sich meine Beiträge zur Berufsunfähigkeitsversicherung?
Jede Versicherung ist eine Versicherung auf Gegenseitigkeit. Das bedeutet, dass der Versicherungsgeber deine Beiträge so kalkuliert, dass er alle Kosten daraus decken kann. Die Verwaltungskosten liegen in der Regel unter zehn Prozent. Die restlichen 90 Prozent werden an dich in Form der Berufsunfähigkeitsrente ausgezahlt, wenn du berufsunfähig werden solltest.
Grundlage der Berechnungen sind Statistiken, die die jeweiligen Risiken der Versicherten halbwegs gerecht widerspiegeln. So hat jede Berufsgruppe bestimmte statistische Risiken, dass ihre Angehörigen berufsunfähig werden. Berufe mit einem hohen statistischen Risiko zahlen mehr als solche mit einem geringeren. Auch Raucher zahlen einen Risikoaufschlag. Darüber hinaus müssen Personen mit bestimmten Vorerkrankungen ebenfalls höhere Beiträge bezahlen. Bei manchen Vorerkrankungen kann es sogar sein, dass du vielleicht keine Berufsunfähigkeitsversicherung erhältst. Ein weiterer Faktor für die Höhe des Beitrags ist dein Alter bei Antragsstellung und die damit verbundene Laufzeit der Versicherung. Je jünger du als Versicherter einsteigst, desto länger zahlst du bis zu deinem Rentenbeginn ein. Und je länger du einzahlst, desto geringer ist dein Jahresbeitrag.
Berechnungsmodelle für die Tarife der Berufsunfähigkeitsversicherung
Am Ende ihrer Berechnungen können die Versicherungsmathematiker für jeden Antragsteller seinen Beitrag zur Kostendeckung feststellen. Dieser Beitrag wird dann auf die noch möglichen Versicherungsjahre verteilt. So entsteht der Jahresnettobeitrag bei normalem, also kalkuliertem Versicherungsverlauf. Dann gibt es noch den Jahresbruttobeitrag. Das ist der Höchstbeitrag, die der Versicherer berechnen darf, wenn mehr Versicherte als ursprünglich kalkuliert eine BU-Rente beantragen. Allerdings verzichten manche Versicherungen – wie beispielsweise Getsurance Job – auf die Unterscheidung zwischen Netto- und Bruttobeitrag. Das hat den Vorteil, dass du immer genau weißt, mit welchen Beiträgen du im nächsten Monat oder Jahr zu rechnen hast.
Zu Beginn deiner Berufsunfähigkeitsversicherung berechnet der Versicherer deinen Gesamtbeitrag zur BU-Versicherung, den du bis zum Ende der Laufzeit zahlen musst. Bei einem Normaltarif zahlst du bei gleichmäßiger Höhe deines Jahresnettobeitrags zum Beispiel 600 Euro pro Jahr (=Jahresbeitrag). Werden die Beiträge bei einem Einsteigertarif über einen noch längeren Zeitraum stufenweise verteilt, können sie anfangs niedriger sein, später setzen sie dafür höher an als im Normaltarif. Es existieren zwei grundlegende Berechnungsmodelle. Zum einen sind das einjährig kalkulierte Risikobeiträge, zum anderen handelt es sich um die stufenweise Anpassung der Beiträge.
Einjährig kalkulierte Risikobeiträge und stufenweise Anpassung im Vergleich
1) Einjährig kalkulierte Risikobeiträge oder auch abgekürzte Versicherungsdauer
Bei dieser Variante von einem Einsteigertarif schließt du zunächst eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Gesamtlaufleistung von nur 10 bis 15 Jahren ab. Da im Alter von 20 Jahren das Risiko, berufsunfähig zu werden, eher gering ist, fällt dein Jahresnettobeitrag niedriger aus. Denn dein Risikoaufschlag für die kurze Laufzeit bis zu deinem 35. Geburtstag ist geringer als bei einer längeren Laufzeit bis 67 Jahren. Es können bis zu 70 Prozent gegenüber dem Normaltarif gespart werden – und das bei voller Absicherung. Während der Vertragslaufzeit steigt dein Beitrag jedes Jahr ein wenig an, weil auch dein Risiko, berufsunfähig zu werden, steigt. Irgendwann übersteigt er sogar den Normaltarif. Wichtig bei einem solchen Tarif ist, dass er dir ausreichende Flexibilität bietet. Dazu gehört, dass du dich ohne erneute Gesundheitsfragen nachversichern kannst. Der BU-Versicherer sollte dir also eine Nachversicherungsgarantie geben, damit du deine Rente einfach anheben kannst. Wichtig ist ebenso, dass der BU-Schutz auch bei Auslandstätigkeiten gilt.
2) Einsteigertarif der Berufsunfähigkeitsversicherung mit stufenweiser Anpassung
Hierbei steigen deine Beiträge in zuvor festgelegten Intervallen, bis du den vollen Beitrag erreichst. Die Intervalle bei so einem Einsteigertarif sind in der Regel fünf oder zehn Jahre lang. In den ersten Jahren, also wenn du noch wenig verdienst, profitierst du von niedrigeren Beiträgen. Später, nach den vereinbarten Stufen, steigt dein Beitrag an. Diese Art der Berufsunfähigkeitsversicherung eignet sich besonders für Schüler, Studenten und Auszubildende, weil sie bis zu einem bestimmten Alter nur wenig oder gar nichts verdienen und danach deutlich mehr. Nach mehreren Jahren ist der Punkt erreicht, von dem an die Beiträge einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit Einsteigertarif bis zum Vertragsende stabil bleiben.
Vor- und Nachteile von Einsteigertarifen
Abschließend noch einmal alle Vor- und Nachteile, die Einsteigertarife der Berufsunfähigkeitsversicherung haben, im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Einsteiger- oder Startertarife sind in den ersten Jahren günstiger als im Normaltarif. Damit kannst du schon jung eine günstige BU abschließen. |
Die Beiträge sind nach fünf oder zehn Jahren höher als beim Normaltarif. Du zahlst über die gesamte Laufzeit mehr für eine BU mit Einsteigertarif, als wenn du einen Normaltarif abschließen würdest. |
Häufige Fragen
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Lohnt sich für mich eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Einsteigertarif?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung mit einem Startertarif rechnet sich vor allem für Azubis, die während der Ausbildung nur sehr wenig verdienen. Auch Studenten profitieren von den günstigen Tarifen. Du solltest aber bedenken, dass du je nach Tarifmodell später höhere Jahresbeiträge zahlen musst. -
Was mache ich, wenn ich meine Berufsunfähigkeitsversicherung wechseln möchte?
Dafür solltest du dir zunächst verschiedene Angebote einholen. Rechne sie durch und vergleiche sie mit deiner jetzigen BU-Versicherung. Bedenke beim Abschluss einer neuen Versicherung, dass du bei einem neuen Versicherer nochmal eine Gesundheitsprüfung machen musst, auch dein Alter ist gestiegen. Das kann sich dann in höheren Beiträgen auswirken. Der Bund der Versicherten rät, die alte Berufsunfähigkeitsversicherung erst zu kündigen, wenn du von deinem neuen Anbieter den unterschriebenen Vertrag erhalten hast. Achte aber auf die Kündigungsfrist deiner bisherigen Berufsunfähigkeitsversicherung. Ausführliche Informationen dazu findest du in unserem Artikel „Berufsunfähigkeitsversicherung wechseln“. -
Kann ich meine Berufsunfähigkeitsversicherung von der Steuer absetzen?
Im Prinzip kannst du deine Berufsunfähigkeitsversicherung von der Steuer absetzen. Sie gehört zu den sogenannten Vorsorgeaufwendungen. Diese kannst du bis zu einer Höhe von 1.900 Euro pro Jahr von der Steuer absetzen. Vor allem als Berufseinsteiger mit einem geringen Gehalt kannst du in vielen Fällen deine BU-Versicherung absetzen. -
Wann zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt, wenn du deinen erlernten Beruf aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalles dauerhaft nicht mehr ausüben kannst. Hier reicht es auch schon, wenn du deinen Beruf nur noch zu 50 Prozent ausüben kannst aufgrund einer körperlichen oder seelischen Beeinträchtigung. Wichtig ist, dass dein BU-Versicherungsprodukt auf die „abstrakte Verweisung“ verzichtet. Sonst kann dich der Versicherer auch in einen anderen Beruf verweisen, den du noch übernehmen kannst, egal, ob du dort tatsächlich einen Arbeitsplatz findest. Nicht verwechseln solltest du die BU-Versicherung mit einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung (so etwas gibt es gar nicht). Denn arbeitsunfähig bist du per Definition nur bei einer vorübergehenden Erkrankung, die wieder voll ausheilt. Für diese Fälle ist es besser, eine Krankentagegeldversicherung abzuschließen. -
Was ist eine Dienstunfähigkeitsversicherung?
Wenn du Beamter werden möchtest, kann eine Dienstunfähigkeitsversicherung für dich interessant sein. Das ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte, die eine Dienstunfähigkeitsklausel hat. Auch zu diesem Thema haben wir einen schönen Artikel: „10 Fakten zur Dienstunfähigkeitsversicherung für Beamte und Beamtenanwärter“. Beachte hierbei jedoch, dass eine Dienstunfähigkeitsklausel die Versicherung teurer macht und nur begrenzt sinnvoll ist. -
Lässt sich die BU mit anderen Versicherungen kombinieren?
Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es Tarife, die eine Zusatzversicherung anbieten. Solche Kombinationsprodukte sind z.B mit einer Risikolebensversicherung gekoppelt und heißen dann Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ). Im Gegensatz dazu sprechen Experten von der selbständigen Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU), wenn es um eine „ganz normale“ BU geht.
Guten Tag.
Habe ich das jetzt richtig verstanden? Mit Nachversicherungsgarantie, würde ich nach 5-10 Jahren nicht das Problem haben, dass der Beitrag höher als der Normaltarif ist?
Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Antwort.
Hallo Meriam,
https://getsurance.de/ratgeber/wp-admin/edit-comments.php#comments-form
auch wenn du von der Nachversicherungsgarantie Gebrauch machst, hast du bei einem Einsteigertarif dennoch das Problem, dass er nach mehreren Jahren teurer ist als der Normaltarif.
Viele Grüße,
Wolfdietrich