Burnout Therapie: Was bezahlt die Krankenkasse?
Bei einem Burnout werden die Kosten für die Therapie oft von der Krankenkasse übernommen, allerdings gilt es einiges zu beachten. Ein Burnout wird oft erst spät erkannt und es ist nicht in allen Fällen leicht, ihn zu diagnostizieren. Die Behandlung kann verschiedene Ausprägungen annehmen. Welche Burnout Therapien, vorbeugenden Maßnahmen, Kuren und Kosten für Medikamente die Krankenkasse übernimmt, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
- Was bezahlt die Krankenkasse bei Burnout?
- Psychotherapie und Vorsorgekurse
- Burnout: Eine Kur kann helfen
- Häufige Fragen rund um die Übernahme der Kosten für die Burnout-Therapie
Was bezahlt die Krankenkasse bei Burnout?
Es gibt bei Burnout zahlreiche unterschiedliche Wege der Behandlung.
Kostenübernahme für die Burnout-Therapie
Bei einem Burnout wird die Therapie von der Krankenkasse dann übernommen, wenn es sich um anerkannte Therapiemethoden handelt, nämlich:
- Verhaltenstherapie
- Tiefenpsychologische Therapie
- Analytische Psychotherapie
- Systemische Therapie
Bei diesen vier Formen der Psychotherapie zahlen die gesetzlichen Krankenkassen – vorausgesetzt, dass die Betreuung durch eine:n kassenärztliche:n Therapeut:in erfolgt. Wichtig: Wer sich stationär behandeln lassen möchte, benötigt eine Überweisung vom Facharzt für die Kostenübernahme.
Bei den privaten Kassen sollten Versicherte im Vorfeld grundsätzlich nachfragen, welche Kosten erstattet werden – das ist nämlich von Tarif zu Tarif unterschiedlich geregelt. Allerdings haben privat Versicherte den Vorteil, dass oft auch die Gesprächstherapie übernommen wird, was bei den gesetzlichen Kassen nicht der Fall ist.
Viele Krankenkassen übernehmen auch Präventionskurse
Es gibt neben bzw. vor der Psychotherapie auch die Möglichkeit, die Symptome behandeln zu lassen. Bei dieser Art von Burnout-Therapie übernimmt die Krankenkasse häufig bis zu 80 Prozent der Kosten für Kurse rund um die Themen
- Entspannung
- Stressmanagement
- Yoga
- Achtsamkeit
- Meditation
Wichtig dabei: Einige Krankenkassen arbeiten ausschließlich mit zertifizierten Anbietern zusammen. Erkundige dich daher im Vorfeld, ob eine Kostenübernahme möglich ist.
Einige Krankenkassen übernehmen nicht nur für Präventionskurse die Kosten, sondern auch für präventive Kuren. Entscheidend für alle präventiven Behandlungsmaßnahmen ist, dass sich dadurch der andauernde Stress reduzieren lässt und somit aller Voraussicht nach einem Burnout entgegengewirkt wird.
Kosten für Medikamente
Die Kosten für Medikamente in der Burnout-Therapie zahlen Krankenkassen nur in bestimmten Fällen, da ihr Einsatz umstritten ist. Geht der Burnout etwa mit einer Depression oder einer Angststörung einher, werden die entsprechenden Mittel gegen diese Krankheiten verschrieben und die Kosten von der Kasse übernommen. Frei verkäufliche Mittel hingegen wie etwa Johanniskraut zur Stimmungsaufhellung übernimmt die Krankenkasse in der Regel nicht – auch dann nicht, wenn ein Arzt sie verschreibt.
Psychotherapie und Vorsorgekurse
Damit die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine der oben genannten Psychotherapien übernimmt, ist es wichtig, dass der Therapeut eine Kassenzulassung hat. Das ist bei privat Versicherten anders: Sie sollten vor jeder Art von Behandlung mit der Versicherung Rücksprache über die Kostenübernahme halten. In den meisten Fällen gilt: Privatversicherte haben mehr Auswahl bei Psychotherapieplätzen als gesetzlich Versicherte. Das ist vor allem hinsichtlich der Wartezeiten auf den Therapieplatz ein Vorteil (siehe oben).
Mehr Informationen zur Suche nach einem Therapieplatz sowie den Wartezeiten erhältst du in diesem Artikel.
Ob der oder die Therapeut:in zu dir passt, merkst du in den ersten Sitzungen. Es ist wichtig, dass du dich wohl und ernst genommen fühlst. Daher gibt es zunächst fünf Probesitzungen, in denen du ausloten kannst, ob du die Behandlung gern weiterhin durchführen möchtest. Die Kosten für diese Probesitzungen übernimmt die Krankenkasse ebenfalls – vorausgesetzt, es handelt sich um eine:n Therapeut:in mit Kassenzulassung. Bei privaten Therapeuten zahlst du meist bereits das Erstgespräch.
Wie du den oder die passende:n Therapeut:in findest, siehst du hier:
Apps als digitale Alternative zum Kurs
Neben den oben genannten Kuren gibt es auch verschiedene Apps, die bei Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen helfen können. Wer wenig Zeit oder Motivation hat, um an den Kursen teilzunehmen, kann sich bei der Krankenkasse erkundigen, ob diese die Kosten für eine entsprechende App übernehmen. Viele tun das.
Diese Apps haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Kursen: Bei Letzteren erfolgt die Kostenübernahme nur bei einer regelmäßigen Teilnahme. Gerade die wird aber für viele Burnout-Patienten und -Patientinnen oft schwierig, denn zu den Symptomen gehören auch Antriebslosigkeit, Erschöpfung und Energielosigkeit. Wer schließlich selbst die Kosten für seine Kurse tragen muss, weil die regelmäßige Teilnahme zu belastend war, rutscht oft noch tiefer in die Erkrankung hinein.
Burnout: Eine Kur kann helfen
Neben der Psychotherapie kann auch eine Kur beim Genesungsprozess helfen: Sie hat den Vorteil, dass die Patienten ihr gewohntes Umfeld verlassen und damit auch alle Anforderungen und Gewohnheiten. Bei einer Erkrankung wie dem Burnout-Syndrom ist das ein wichtiger Schritt auf den Weg in die Heilung / Besserung.
Für die Beantragung ist eine ärztliche Anordnung über die Notwendigkeit der Kur nötig. Frage deinen Arzt danach. Stimmt er zu, rufst du bei deiner Krankenkasse an und lässt dir die Formulare für den Antrag zuschicken. Der Arzt hilft beim Ausfüllen, und dann geht das Dokument auf dem Postweg an die Krankenkasse. Stimmt sie der Kostenübernahme zu, steht die Kliniksuche an.
Viele Kliniken, die eine Kur bei Burnout anbieten, liegen in ruhigen Umgebungen – oft an einem See, in einer eher ländlichen Umgebung oder auch im Gebirge. Es gibt in diesen Gegenden wenig, was die Menschen ablenkt, die hier nach Hilfe suchen. Sie finden die Ruhe, die sie benötigen, und können sich ganz darauf konzentrieren, ihren Tag mit ausgewogener Ernährung und sportlicher Betätigung gesund zu gestalten.
Kuralltag für Burnout-Patient:innen
Wie genau die Kur aussieht, ist von Klinik zu Klinik leicht unterschiedlich. Allerdings findest du die folgenden Punkte in den meisten Kliniken, in denen sich Menschen treffen, die von einem Burnout betroffen sind:
- Gesprächsrunden mit den anderen Patienten – es tut gut zu spüren, dass man nicht allein ist und dann andere Menschen verstehen, wie du dich fühlst. Speziell, wenn das private Umfeld eher verständnislos reagiert hat, sind diese Gespräche wertvoll.
- Gespräche mit Psycholog:innen – du kannst deine Fortschritte und Rückschläge, deine Erfahrungen und deine Ängste mit den Fachärzt:innen besprechen und von ihnen Unterstützung erhalten.
- Gesunde und ausgewogene Ernährung – gerade wenn du wegen des Burnout-Syndroms selbst keine Energie mehr zum Kochen hattest, wird es dir gut tun, nun einen ausgewogenen Ernährungsplan zu bekommen.
- Sport – körperliche Bewegung ist zwar gerade in den Erschöpfungszuständen, die zu den Symptomen des Burnout gehören, sehr anstrengend, aber sie hilft: Wer sich körperlich anstrengt, schläft besser und erwacht ausgeruhter.
- Service in jeder Hinsicht – Burnout-Patienten sind vom Alltag überfordert, entsprechend wird ihnen in der Kur alles Anstrengende abgenommen: Es gibt Kinderbetreuung für diejenigen, die mit ihrem Nachwuchs anreisen, und kein:e Patient:in muss sich in der Klinik um Putzen oder Kochen kümmern.
- Kurse und Aktivitäten – je nach Neigung, Talent und Interesse kannst du in vielen der Kliniken kreative Kurse belegen (Handarbeiten etwa, Malen, Töpfern oder andere künstlerische Betätigungen)
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist, dass Patienten hier Tipps, Hinweise und Strategien beigebracht bekommen, wie sie in der Zeit nach dem Klinikalltag verhindern, dass sie wieder in den Burnout rutschen. Dafür ist es wichtig, dass die Ursachen eruiert werden. In den Gesprächen stellt sich heraus, welche Schritte zu der Erkrankung geführt haben, und die Patient:innen erfahren, wie sie das Risiko selbstständig minimieren können.
Wie lange dauert die Burnout-Therapie?
Wie schnell du nach einem Burnout wieder gesund bist und wie lange du therapeutische Maßnahmen in Anspruch nehmen musst, hängt von sehr verschiedenen Faktoren ab, etwa:
- der bisherigen Dauer deiner Erkrankung
- der Schwere des Burnout-Syndroms bei dir
- der Länge der Frist, bis du eine Therapie machen kannst
- deiner Motivation um die Symptome zu bekämpfen
Krankengeld erhältst du 18 Monate lang. Leider ist dieser Zeitraum nicht in allen Fällen ausreichend, um eine psychische Erkrankung so weit zu behandeln, dass du wieder (voll) arbeitsfähig bist. Im schlimmsten Fall stehst du also während der Therapie ohne Einkommen da, was den Druck natürlich erhöht. Um dich dagegen abzusichern, kannst du eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, die in diesem Fall einspringt.
Fazit: Diese Kosten übernimmt die Krankenkasse bei Burnout
- Psychotherapie: Alle Krankenkassen übernehmen die Kosten für folgende vier Formen der Psychotherapie – durchgeführt von kassenärztlichen Therapeut:innen: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie, analytische Therapie und systemische Therapie. Einige private Krankenkassen übernehmen zusätzlich die Kosten für eine Gesprächstherapie.
- Prävention: Zusätzlich übernehmen einige Krankenkassen anteilig die Kosten für Präventionskurse zertifizierter Anbieter sowie für präventive Kuren. Auch die Kosten für Apps zum Thema Achtsamkeit, Stressmanagement und Mediation werden von einigen Krankenkassen getragen.
Medikation: Der Einsatz von Medikamenten in der Burnout-Therapie ist umstritten. Treten im Zusammenhang mit dem Burnout aber beispielsweise eine Depression oder Angststörung auf, werden die Kosten für die verschreibungspflichtigen Medikamente von den Krankenkassen übernommen.
Häufige Fragen rund um die Übernahme der Kosten für die Burnout-Therapie
Wie lange bekommt man Krankengeld beim Burnout?
In den ersten sechs Wochen nach der Krankschreibung erhältst du die volle Lohnfortzahlung von deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin. Bis zu 18 Monate nach der Krankschreibung bekommst du danach Krankengeld von der Krankenkasse. Seine Höhe beträgt 70 Prozent deines vorherigen Bruttoverdienstes, allerdings nicht mehr als 90 Prozent deines bisherigen Nettoverdienstes.
Wie bekomme ich eine Burnout-Kur?
Sprich mit deinem Arzt darüber, welche Behandlungen hilfreich sein könnten. Hält er die Kur für sinnvoll, kann er eine ärztliche Anordnung über die Notwendigkeit verfassen. Per Telefon forderst du dann den notwendigen Antrag von deiner Krankenkasse an und füllst ihn gemeinsam mit dem Arzt aus. Den Antrag schickst du per Post an deine Krankenkasse und sie werden entscheiden, ob sie die Kosten für die Burnout-Therapie als Kur bezahlen.
Was darf ich tun, wenn ich mit Burnout krankgeschrieben bin?
Wer wegen eines Burnouts krankgeschrieben ist, ist nicht ans Haus gefesselt: Einkaufen ist notwendig, Spaziergänge tun physisch und psychisch gut. Theoretisch gilt, dass du tun darfst, was deine Genesung nicht beeinträchtigt. Du darfst also sogar einen Urlaub machen, wenn er deiner Genesung zugutekommt. Sprich aber am besten mit deinem Arzt oder Psychotherapeuten im Vorfeld ab, worauf du verzichten solltest.
Kann der Hausarzt einen Burnout feststellen?
Hausärzt:innen sind gute erste Ansprechpartner:innen bei Burnout-Verdacht. Ohne diagnostische Tests darf sie bzw. er jedoch kein Burnout diagnostizieren und wird dich daher an eine:n Fachärzt:in oder eine:n Psychotherapeut:in überweisen. Weitere Informationen zum Thema Burnout-Diagnose findest du hier.
Wie lange bleibe ich mit einem Burnout zu Hause?
Es lässt sich nicht festlegen, wie lange Betroffene mit einem Burnout zu Hause bleiben: Da es sich um eine psychische Erkrankung handelt, deren Verlauf sowohl von der Behandlung als auch der Schwere des Falls und zahlreichen weiteren Faktoren abhängig ist, kann die Genesungsphase sehr unterschiedlich lang sein. Im Idealfall – und sofern Therapieplatz vorhanden – begibst du dich direkt im Anschluss an die Krankschreibung in Behandlung. Je früher du mit einer Therapie beginnst, desto besser – und desto schneller bist du auch wieder gesund.