Burnout Erfahrungsbericht – „Das kam sehr plötzlich“
Serie: Wie fühlt sich ein Mensch mit Burnout?
In ihrem Job als Zahntechnikerin bekam Christina zusätzliche Aufgaben, da Personalmangel herrschte. Zu Hause gab es auch viel zu tun mit einer Hausrenovierung und ihrem Nebenjob. Irgendwann wurde alles zu viel. Sie wurde immer häufiger krank und brach schließlich zusammen.
Wie es Christina in ihrem Burnout erging und welche Therapien ihr halfen, den Burnout zu überstehen, erzählte sie uns im Interview.
Inhaltsverzeichnis
- Weg in den Burnout – Rund um die Uhr beschäftigt
- Burnout-Diagnose – Mir war alles zu viel
- Therapien in der Klinik und ambulant brachten Hilfe
- Langsamer Wiedereinstieg ins Berufsleben nach einem Jahr
Weg in den Burnout – Rund um die Uhr beschäftigt
Christina (37 Jahre) arbeitete Vollzeit als Zahntechnikerin in einem familiären Labor mit drei Geschäftsführern und nur vier Angestellten. Nebenberuflich war sie im Direktvertrieb eines Unternehmens für Haushaltsartikel tätig. Somit war sie „beschäftigt rund um die Uhr”. Privat hatte sie auch viel zu tun, denn sie hatte zusammen mit ihrem Partner ein Haus gekauft und angefangen zu renovieren. „Das war alles zu dieser Zeit, da war viel los. Ich habe dann aber bereits mit meiner Nebentätigkeit aufgehört, weil es zu viel wurde“, erzählt uns Christina.
Während dieser Zeit fehlte bei der Arbeit Personal und Christina musste zusätzliche Aufgaben übernehmen. Neben ihren Bürotätigkeiten war sie zugleich verantwortlich für den Fahrdienst zum Zahnarzt. „Während der Fahrt habe ich angefangen nachzudenken und in mir Stress bekommen, weil ich noch so viel Arbeit auf dem Schreibtisch hatte – wie kann man mir das zumuten?”, erzählt sie. Sie dachte für sich: „Jetzt reicht es, ich bin nicht der Depp für alle.” Dann sei sie zusammengesunken und habe sehr viel geweint.
„Im Nachhinein weiß ich besser, wie es angefangen hat ”, erläutert Christina. Sie sei öfter krank gewesen, musste auch Antibiotikum nehmen und lag innerhalb weniger Monate 2 Wochen lang krank im Bett. Der Burnout hat sich dann durch den Zusammenbruch an der Arbeit offenbart. „Ich dachte, es geht nichts mehr,“ beschreibt Christina ihre Situation. „Der Burnout kam für mich sehr plötzlich”.
Burnout-Diagnose – Mir war alles zu viel
Daraufhin ging sie zum Arzt, wo sie zunächst viel geweint habe: „Mir war alles zu viel.” Die Ärztin habe sie zunächst für eine Woche krankgeschrieben. Sie solle Pause machen und ihren Stress reduzieren. Anschließend fuhr sie mit ihren Schwestern in den Urlaub.
„Danach ging es immer noch nicht besser und es hat sich zugespitzt. Ich war total erschöpft und dachte, ich muss mich die ganze Zeit ausruhen”, erzählt sie. Sie habe auch ihren Tagesablauf nicht mehr hinbekommen und sei den ganzen Tag im Schlafanzug gewesen. Christina berichtet, dass sie sich kaum aufraffen konnte, um den Haushalt zu machen. Sie versuchte über die Krankenkasse eine Haushaltshilfe zu beantragen, wurde aber abgewiesen, da sie keine Kinder hatte. Dann wurde sie für weitere drei bis vier Wochen krankgeschrieben. Die Ärztin wollte ihr auch Medikamente verordnen, welche Christina aber ablehnte.
Von einer Freundin erhielt sie dann den Kontakt zu einer Kassentherapeutin. „Ich hatte wirklich Glück”. Schon eine Woche später hatte sie den ersten Termin für das Erstgespräch.
Therapien in der Klinik und ambulant brachten Hilfe
Während der ersten Sitzungen bei der Therapie schlug die Therapeutin ihr vor, entweder in die Klinik zu gehen oder wöchentliche Sitzungen zu machen, was aber länger dauern könnte. „Ich wollte schnell wieder mehr Energie haben und mich besser fühlen, deshalb habe ich mich für die Klinik entschieden.”
Der sehr getaktete Tagesplan in der Klinik hat gut getan
Christina, 37, über ihre Burnout-Therapie
Die Therapie in der Klinik habe ihr sehr geholfen. „Ich dachte zunächst, dass ich mich nur ausruhen muss”. In der Behandlung habe sie aber gelernt, dass nur ausruhen nicht mehr Energie gibt. „Der sehr getaktete Tagesplan in der Klinik hat gut getan,” berichtet sie von ihrer Erfahrung. Dort habe sie eine Körperdynamische Therapie gemacht, die ihr sehr geholfen habe. „Da ging es auch darum, Wut rauszulassen und sich auszupowern.” Dagegen wären die Einzeltermine mit dem Psychologen nicht so hilfreich gewesen, da diese nur 20 Minuten dauerten. „Es ging eher um Organisatorisches, nicht so viel Persönliches”.
Anschließend wurde die Therapie ambulant weitergeführt. Zunächst einmal pro Woche, dann alle 14 Tage. Währenddessen war sie weiterhin krankgeschrieben.
Zwischenzeitlich wurde ihr gekündigt, aufgrund der langen Ausfallzeiten.
Langsamer Wiedereinstieg ins Berufsleben nach einem Jahr
Ein Jahr nach der ersten Krankschreibung startete Christina mit ein paar Stunden Arbeit wieder ins Berufsleben. Zwischenzeitlich machte sie aber auch noch eine Ausbildung als Systemische Therapeutin: „Das war für mich eine wichtige Selbsterfahrung”. Die Ausbildung war einmal pro Woche am Wochenende. „Sie brachte auch viele Erkenntnisse für mich”.
Nach einiger Zeit fand sie eine neue Position, in der sie wieder Vollzeit arbeiten sollte. Die Einarbeitungszeit sei herausfordernd gewesen. „Es ist schon immer mal so, dass ich denke, jetzt muss ich aufpassen, dass es nicht wieder so weit kommt. Aber jetzt habe ich das gute Gefühl, dass ich es handlen kann”, erzählt Christina. Sie schildert, dass sie sich bewusst Zeit für sich und zum Reflektieren nimmt, wenn es ihr zu viel wird. Auch meditieren hilft ihr. Falls sie nicht weiter weiß, tauscht sie sich auch mit ihren Kollegen von der Ausbildung aus, das helfe. Mittlerweile habe sie ihre Arbeitszeit auf 75% gesenkt und betreibt nebenher ein kleines Torten-Catering und bietet selbst ein paar psychologische Beratungen an.
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