Burnout oder Depression? Was ist der Unterschied?
Gesunde Arbeitsbedingungen sind essentiell für ein gesundes Arbeitsklima. Die Realität sieht jedoch häufig anders aus: Zeitdruck, Überstunden, kurzfristige Termine, Personalmangel, etc. Burnout und Depressionen zählen laut AOK (2019) zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, die für steigende Fehltage verantwortlich sind. Nach wie vor herrscht jedoch bei vielen Menschen noch Ungewissheit, inwiefern sich die beiden Diagnosen unterscheiden und wie diese entstehen. Der folgende Beitrag gibt dir die Antworten auf deine Fragen.
Inhaltsverzeichnis
- Abgrenzung von Burnout und Depression laut WHO
- Ursache von Burnout und Depression kann im Umgang mit Stress liegen
- Wie unterscheidet sich die Therapie bei Burnout von der Therapie bei Depressionen?
- Häufige Fragen zum Thema Depression oder Burnout
Abgrenzung von Burnout und Depression laut WHO
Burnout (ICD-11: QD85) | Depressive Störungen (ICD-11: 6A7) |
Mit der Veröffentlichung des neuen Klassifikationssystems ICD-11 (2022) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt das Burnout Syndrom (ICD-11: QD85) nun als offizielle Diagnose. Dort wird Burnout mit folgenden Kriterien definiert: – Energielosigkeit und Erschöpfung – geistige Distanz, negative oder zynische Haltung zur eigenen Arbeit – Verringertes berufliches Leistungsvermögen Bei vielen Betroffenen kommen noch zahlreiche körperliche Symptome hinzu wie z.B. Schlafstörungen, Herzrasen, zitternde Hände, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, verstärktes Schwitzen oder Muskelschmerzen. Körperliche Symptome können sich je nach Individuum unterschiedlich äußern. Ausführliche Informationen zum Thema Burnout-Symptome findest du hier. | Es gibt eine Reihe von depressiven Störungen, die sich in ihrer Ausprägung (Schweregrad) unterscheiden. Bei der Diagnosestellung werden Haupt- und Zusatzsymptome erfasst, welche sich wie folgt einteilen lassen: Hauptsymptome: – Depressive Stimmung – Interessenverlust und Freudlosigkeit – Erhöhte Ermüdbarkeit und Antriebsmangel Zusatzsymptome: – Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit – Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen – Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit – Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven – Suizidgedanken/Suizidhandlungen – Schlafstörungen – Verminderter Appetit Einige Symptome finden sich in beiden Störungsbildern wieder, was demnach für Verwirrung sorgen kann. Aus diesem Grund hat die WHO beschlossen, dass sich Burnout ausschließlich auf den beruflichen Kontext bezieht, d.h. andere Lebensbereiche werden als Ursache ausgeschlossen. Dagegen wird der berufliche Kontext als mögliche Ursache für die Symptome bei Depressiven Störungen ausgeschlossen. Dies ermöglicht Ärzt:innen und Therapeut:innen eine klare Trennung zwischen beiden Diagnosen. |
Ursache von Burnout und Depression kann im Umgang mit Stress liegen
Egal ob nun eine Depression oder ein Burnout diagnostiziert wird, der richtige und gesunde Umgang mit Stress ist für beide Störungsbilder wichtig. Dieser kann mithilfe von hilfreichen Strategien in einer Psychotherapie erlernt werden.
Wie entsteht Stress?
Es ist essentiell, dass Betroffene zunächst verstehen, wie Stress überhaupt entsteht, um die nötigen Strategien in einer Therapie zu erlernen.
Laut diesem Stressmodell gibt es nicht die eine Situation, die als stressig wahrgenommen wird. Stattdessen besteht ein Wechselwirkungsprozess zwischen der Situation und der Person. Dies lässt sich an folgendem Beispiel ganz einfach veranschaulichen:
Stell dir vor, dass du und dein Kollege am Montagmorgen im Büro sitzen. Dein Kollege ist trotz langer To-Do-Liste und Meetings total entspannt, während du schon merkst wie dein Stresspegel mehr und mehr ansteigt. Hier kann man sehen, dass die Situation gleich ist: Ihr beide sitzt im gleichen Büro und habt ähnliche Aufgaben. Dass du gestresst bist und dein Kollege nicht, kann daher nur am unterschiedlichen Umgang mit der Situation liegen.
Im Stressmodell kannst du sehen, dass zunächst eine Situation (Umwelt) da ist, die mit unterschiedlichen Reizen auf dich einwirkt. Laut Lazarus kann diese Situation anhand von drei Bewältigungsstrategien (positiv, gefährlich und irrelevant) bewertet werden. Das bezeichnet man als primäre Bewertung. Neben der primären Bewertung nehmen Menschen noch eine sekundäre Bewertung vor, welche besagt, dass eine Situation entweder durch ausreichende Ressourcen gut bewältigt werden kann oder nicht.
Letztendlich stehen einem Menschen laut diesem Modell zwei Stressbewältigungsstrategien zur Verfügung (Coping) – problemorientiert (Die Situation selbst muss verändert werden.) oder emotionsorientiert (Du selbst änderst den Bezug zur Situation).
Ursachen von Burnout
Expert:innen gehen davon aus, dass es nicht “die eine Ursache” für Burnout gibt. Stattdessen betrachten sie mehrere Faktoren, die die Entstehung eines Burnouts begünstigen können, wie z.B. äußere Auslöser (Belastungen in der Arbeitswelt) als auch intrapsychische Auslöser. Unter intrapsychischen Auslösern versteht man bestimmte Aspekte der Persönlichkeit, die ausschlaggebend für die Entwicklung eines Burnouts sind, wie z.B. sehr hohe Ansprüche an die eigene Person, Schwierigkeiten, Nein zu sagen, dysfunktionale Bewältigungsstrategien beim Umgang mit Enttäuschungen oder Versagen oder Perfektionismus.
Ursachen von Depressiven Störungen
Genau wie beim Burnout geht man bei depressiven Störungen davon aus, dass ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren für die Entstehung verantwortlich ist. Die Basis der meisten Erklärungsmodelle für Depressionen bilden genetische Veranlagung, neurobiologische Störungen sowie bestimmte Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren (psychosoziale Faktoren).
In vielen Fällen werden Depressionen durch psychosoziale Aspekte ausgelöst. Dazu gehören z.B. frühe, traumatische Erlebnisse, Verlusterlebnisse oder Schwierigkeiten im privaten Bereich. Burnout dagegen entsteht durch eine Überlastung am Arbeitsplatz und einem dysfunktionalen Umgang mit Stress. Die Persönlichkeitsstruktur sowie der Wunsch Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen, spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Entstehung eines Burnouts.
Da das Burnout-Syndrom mit vielen unterschiedlichen Symptomen einhergehen kann, sind sich Betroffene meist unsicher und vermuten oftmals eine andere Krankheit als Ursache ihrer Beschwerden. Klarheit schafft nur der Gang zum Arzt oder zur Ärztin. Was genau du beim Erstgespräch beachten solltest, zu welchem Arzt du gehen solltest und was nach der Diagnose passiert, kannst du hier nachlesen.
Wie unterscheidet sich die Therapie bei Burnout von der Therapie bei Depressionen?
Die Behandlung von Burnout und Depression unterscheidet sich in einigen Punkten, je nachdem welche Therapieform gewählt wird.
Für Burnout gibt es keine Standardtherapie. Neben den Therapieformen, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, eignen sich auch Entspannungstherapien, verschiedene Körpertherapien, Kurse zur Konflikt- und Stressbewältigung, sowie Therapieform, die keine Kassenleistung sind, gut für die Behandlung eines Burnouts. Wie du siehst, stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung.
Depressionen werden i.d.R. mit Psychotherapie (hier gibt es zahlreiche Therapieformen) oder zusätzlich noch mit Antidepressiva behandelt. Eine ausschließlich medikamentöse Behandlung von Depressionen wird nicht empfohlen!
Zudem können andere Methoden und Therapieformen in Fragen kommen, wie z.B. die Wachtherapie, die Lichttherapie, Bewegung und körperliches Training.
Egal ob du nun mit Burnout oder Depressionen diagnostiziert wirst, dein/e Therapeut/in wird die Behandlung an deine individuellen Bedürfnisse anpassen.
Häufige Fragen zum Thema Depression und Burnout
Was ist schlimmer: Depression oder Burnout?
Es ist schwierig zu sagen, welche der beiden Störungsbilder schlimmer ist, da die Symptome von Betroffenen individuell erlebt werden und ausgeprägt sein können. Beide Erkrankungen können von Betroffenen als sehr belastend wahrgenommen werden.
Kann man Depression und Burnout gleichzeitig haben?
Eine Zusatzdiagnose ist durchaus möglich und tritt sogar häufig bei Burnout-Betroffenen im Endstadium auf. Betroffene weisen dann typische Symptome einer Depression auf: Niedergeschlagenheit, mangelnder Antrieb und Interessenverlust. Zusätzlich können noch Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Pessimismus, ein verringertes Selbstvertrauen und sogar Suizidgedanken sowie -handlungen hinzukommen.
Was ist eine Erschöpfungsdepression?
Eine Erschöpfungsdepression äußert sich durch ein Gefühl der Kraftlosigkeit, Ausgebranntsein, Niedergeschlagenheit und Energielosigkeit. Ursachen dafür sind meist nicht verarbeiteter Stress und Belastungen. Beachte: Hierbei handelt es sich nicht um eine offizielle Diagnose, die von Ärzt:innen vergeben werden kann. Der Begriff wird eher umgangssprachlich verwendet, hilft vielen Betroffenen dennoch, ihre Symptome besser zu verdeutlichen.
Ist Burnout eine Depression?
Auch wenn sich einige Symptome bei beiden Störungsbildern wiederfinden, handelt es sich hierbei nicht um ein und dieselbe Diagnose. Dies wird durch das neue ICD-11, in dem Burnout als eigenständige Diagnose aufgenommen wurde, noch einmal verdeutlicht. Burnout kann nur diagnostiziert werden, wenn sich die Symptome auf beruflichen Stress zurückführen lassen.