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Berufsunfähigkeitsversicherung Mythen – was stimmt (nicht)?

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Es gibt zahlreiche Mythen über die Berufsunfähigkeitsversicherung, die Menschen verunsichern. Ist sie überhaupt gerechtfertigt? Kommt es nicht häufig vor, dass eine Versicherung im Ernstfall doch nicht die vereinbarte Summe auszahlt? Reichen die staatlichen Alternativen nicht auch aus? Erklärungen zu den am weitesten verbreiteten Mythen über Berufsunfähigkeitsversicherungen findest du hier.

Inhaltsverzeichnis

  1. BU-Mythos Nr.1
  2. BU-Mythos Nr.2
  3. BU-Mythos Nr.3
  4. BU-Mythos Nr.4
  5. BU-Mythos Nr.5
  6. BU-Mythos Nr.6
  7. BU-Mythos Nr.7
  8. BU-Mythos Nr.8
  9. BU-Mythos Nr.9
  10. BU-Mythos Nr.10
  11. Wichtige Fragen rund um die Berufsunfähigkeitsversicherung

BU-Mythos Nr.1: “Wenn ich einen Bürojob (und keine gefährlichen Hobbys) habe, brauche ich keine BU.”

Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass jemand mit einer sitzenden Tätigkeit und ohne abenteuerliche Hobbys keine BU benötigt. Gleichzeitig ist das eine der gefährlichen Mythen rund um die Berufsunfähigkeitsversicherung, denn besonders stressbedingte Erkrankungen der Psyche sind bei der Büroarbeit keine Seltenheit mehr. Zudem entwickeln Menschen mit körperlich anstrengenden Berufen zwar häufiger körperliche Beeinträchtigungen, die ihnen den Job unmöglich machen. 33,5 Prozent aller Fälle von Berufsunfähigkeit sind aber auf psychische Beschwerden zurückzuführen, weitere 17,4 Prozent auf Krebserkrankungen. Insgesamt wird jeder vierte Mensch in seinem Leben einmal berufsunfähig.

>>Mehr zum Thema: Ursachen für Berufsunfähigkeit

5 Fakten zur BU

BU-Mythos Nr.2: “Als junger Mensch ist mein Risiko, berufsunfähig zu werden, sehr gering.”

Wer jung und fit ist, hält sich häufig für unangreifbar – eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist da sicher nicht nötig, oder? Allerdings ereignet sich etwa ein Drittel der meldepflichtigen Arbeitsunfälle bei Menschen im Alter von unter 30 Jahren, wie die Bundesärztekammer erklärt. Zudem ist bei jungen Menschen die Risikobereitschaft noch höher. Für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung in jungen Jahren spricht außerdem die Tatsache, dass die Beiträge hier noch relativ niedrig sind und, dass Vorerkrankungen noch recht selten sind, welche einen Abschluss im späteren Alter teuer oder unmöglich machen können – die Absicherung erfolgt im jungen Alter also zu moderaten Konditionen. Die Berufsunfähigkeitsversicherung funktioniert wie eine Rente, denn mit der BU sorgst du für das spätere Alter, in welchem eine Berufsunfähigkeit wahrscheinlicher ist, vor.

BU-Mythos Nr.3: “Eine gute Unfallversicherung schützt genauso gut – und ist deutlich günstiger als eine BU.”

Die Unfallversicherung ist günstiger – aber sie zahlt auch deutlich weniger als die Berufsunfähigkeitsversicherung. Im Normalfall bekommst du von der Unfallversicherung nach einem Unfall eine Einmalzahlung. Du erhältst aber keine Rente, mit der du dir das Leben langfristig finanzieren kannst. Zudem deckt die Berufsunfähigkeitsversicherung auch andere Gründe als nur Unfälle ab – und von diesen gibt es viele, von psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu schweren physischen Erkrankungen. Nur 10 Prozent aller BU-Fälle gehen auf Unfälle zurück, sodass du dich vor den restlichen 90 Prozent mit einer BU schützen solltest.

BU-Mythos Nr.4: “Ich brauche mich nicht privat zu versichern, es gibt doch eine staatliche Erwerbsminderungsrente.”

Die staatliche Erwerbsminderungsrente beträgt oft weniger als ein Drittel des letzten Nettogehalts, reicht also in vielen Fällen zum Leben nicht aus. Außerdem zahlt die Versicherung nur dann, wenn du weniger als drei Stunden täglich arbeiten kannst – nicht nur in deinem eigentlichen Beruf, sondern überhaupt. Kurz: Die Erwerbsminderungsrente wird nur in bestimmten Fällen und nach sorgfältiger Prüfung überhaupt gezahlt – und dann reicht sie auf langfristige Sicht nicht aus, um das Leben zu finanzieren, da sie nicht genug zahlt. Sie ist kein Ersatz für die Berufsunfähigkeitsversicherung, die im Leistungsfall ausreichend Geld zahlt.

BU Mythen

BU-Mythos Nr.5: ”Egal was passiert, ein bisschen kann ich immer arbeiten.”

Es ist nicht gesagt, dass du gar nicht mehr arbeiten kannst, wenn dich die Berufsunfähigkeit trifft. Schließlich wird die Erwerbsminderungsrente ja auch bereits ausgezahlt, wenn du zu mehr als 50 Prozent arbeitsunfähig bist. Einfache Jobs, wie den nächtlichen Objektschutz, können zwar angeschlagen durch eine Krankheit ausgeübt werden, werden aber meist schlechter bezahlt und lassen Versorgungslücken entstehen. Die Frage ist zusätzlich, ob du tatsächlich nebenbei arbeiten möchtest, wenn du beispielsweise mit einer schweren körperlichen oder psychischen Erkrankung aus deinem Beruf ausscheidest. Oft brauchen Betroffene in diesem Moment all ihre Kraft, um sich auf die Genesung zu konzentrieren. Und das kannst du dir nur leisten, wenn du dir keine finanziellen Sorgen machen musst.

BU-Mythos Nr.6: “Am Ende zahlt der Versicherer doch eh nicht.”

Das ist ein gern gebrauchtes und einfaches Argument derer, die die Ausgabe für die Versicherung nicht auf sich nehmen möchten. Es stimmt: Versicherer prüfen oft sehr sorgfältig, ob es einen Weg gibt, wie sie die Rente nicht auszahlen müssen. Sollte sich bei der Prüfung herausstellen, dass es vor Abschluss der Versicherung bereits größere Beschwerden gab und diese nicht angegeben wurden, so können Leistungsanträge abgelehnt werden. Es liegt an dir, ihnen dafür keine Handhabe zu geben. Das bedeutet:

  • Gib beim Abschluss deiner Versicherung alle Vorerkrankungen und Arztbesuche wahrheitsgemäß an.
  • Achte darauf, dass der Vertrag keine abstrakte Verweisungsklausel enthält.

So kannst du dafür sorgen, dass die Versicherung nichts zu beanstanden findet und dir zeitnah deine Rente auszahlen kann.

BU-Mythos Nr.7: “Ich werde dann einfach an einen anderen Beruf verwiesen.”

Es gehört zu den unschönen Berufsunfähigkeitsversicherungs-Mythen, dass man einfach von der Versicherung an einen anderen Job verwiesen wird – wer sich als qualifizierter Handwerker einen Bänderriss zufügt, kann einfach als Verkäufer im Baumarkt arbeiten. Da du in diesem Fall auf den neuen Job aber nicht vorbereitet bist und wahrscheinlich auch deiner Beeinträchtigungen wegen dafür keine Konzentration aufbringen kannst, möchtest du das natürlich lieber nicht. Du selbst hast es in der Hand, dass das nicht passiert: Achte beim Vertragsabschluss darauf, dass die sogenannte Verweisungsklausel explizit nicht darin enthalten ist, aber der Verzicht auf abstrakte Verweisung vorkommt. So hat die Versicherung keine Handhabe, dich an einen anderen Job zu verweisen. Du bekommst einfach dein Geld.

BU-Mythos Nr.8: “Am besten ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen.”

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die komplett ohne Gesundheitsfragen auskommt, gibt es aktuell in Deutschland gar nicht. Für einige Berufs- und Altersgruppen können allerdings einige Fragen wegfallen. Ob das sinnvoll ist, ist strittig: Häufig verlangen Versicherer für Tarife ohne Gesundheitsfragen höhere Beiträge, um ihr höheres Risiko auszugleichen. Besser ist es, wenn du alle Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß beantwortest (das ist wichtig – findet die Versicherung nach deinem Antrag auf die Rente heraus, dass du etwas verschwiegen hast, kann das zu einem Leistungsausschluss führen!). Je nachdem, welche Vorerkrankungen du hast und wie alt du bist, wird dann dein individueller Tarif berechnet.

BU-Mythos Nr.9: “Studierende und Azubis brauchen keine BU.”

Gerade für Studierende und Azubis kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll sein: Sie erfüllen noch nicht die Voraussetzungen, um eine Erwerbsminderungsrente zu erhalten, da sie noch nicht bzw. nicht lange genug gearbeitet und in die Sozialversicherungen eingezahlt haben (mindestens fünf Jahre lang). Schließen sie hingegen eine BU ab, sind sie abgesichert für den Fall, dass sie aus gesundheitlichen Gründen oder wegen eines Unfalls ihre Ausbildung nicht weiterführen können. Es kann viele Ursachen dafür geben, etwa Allergien und Autoimmunerkrankungen, psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen oder eben auch Unfälle. Wer dann eine BU-Rente bekommt, muss sich keine Sorgen machen. Wenn das Einkommen zum Zeitpunkt der Krankheit noch niedrig ist, kann mit niedrigen Renten starten und die Versicherungssumme, bei Bedarf, in der Regel später mit durch eine Nachversicherung erhöhen. In jungen Jahren bekommt man außerdem sehr günstige Tarife und macht die Gesundheitsprüfung, wenn man noch wenig bis keine Leiden hat.

BU-Mythos Nr.10: “Der beste Zeitpunkt, um eine BU abzuschließen, ist der Berufsstart.”

Der beste Zeitpunkt, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, ist immer der nächstmögliche. Auch Azubis und Studierende können die Versicherung abschließen und von niedrigen Tarifen profitieren, während sie im Ernstfall finanziell versorgt sind. Je später im Leben jemand eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, desto höher werden die Beiträge. Vorerkrankungen oder gefährliche Hobbys können den Tarif zusätzlich in die Höhe schießen oder den Abschluss des Vertrags sogar unmöglich machen. Es ist also besser, möglichst früh zu handeln. Auf diese Weise hast du immer das gute Gefühl, im Ernstfall abgesichert zu sein.

Fazit: Darum ist eine BU sinnvoll

Die Berufsunfähigkeit kann alle betreffen – es muss kein körperliches Gebrechen durch harte physische Arbeit sein, das dafür sorgt, dass du in deinem Beruf nicht mehr tätig sein kannst. Auch anderweitige Erkrankungen, Unfälle in der Freizeit und psychische Beeinträchtigungen können dafür sorgen, dass du eines Tages nicht mehr imstande bist, deinen Lebensunterhalt durch eigene Arbeit zu finanzieren. In diesem Fall erhältst du, wenn du versichert bist, die Berufsunfähigkeitsrente.

Wichtig ist, dass du beim Abschluss des Vertrags einige Punkte beachtest, damit die Versicherung im Leistungsfall keine Handhabe hat, die Zahlungen nicht vorzunehmen. Unsere Berufsunfähigkeitsversicherung zum Beispiel beinhaltet den Verzicht auf abstrakte Verweisung – du musst also keinen fremden Job übernehmen, wir zahlen deine BU-Rente, falls es so weit kommt. Weder die Unfallversicherung noch die staatliche Erwerbsminderungsrente sind adäquater Ersatz für die Berufsunfähigkeitsrente – sie zahlen beide zu wenig, um das Leben langfristig abzusichern.

Wichtige Fragen rund um die Berufsunfähigkeitsversicherung

Worauf muss ich bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten?

Da es viele Berufsunfähigkeitsversicherungen gibt, erleichtern bestimmte Punkte die Auswahl: Die Rentenhöhe sollte den eigenen Bedürfnissen entsprechen. Die Beitragsdynamik sollte einen Inflationsausgleich beinhalten, außerdem ist die Nachversicherungsgarantie wichtig, um den Tarif später auch ohne erneute Gesundheitsprüfung noch anpassen zu können. Idealerweise schließt der Vertrag den Verweis auf einen anderen Beruf aus und dauert bis zum Renteneintritt. Der Prognosezeitraum sollte nicht mehr als sechs Monate betragen und die Leistungen auch rückwirkend ausgezahlt werden. Zudem ist es wichtig, dass die Versicherung weltweit gilt.

Mehr zum Thema: Berufsunfähigkeitsversicherung – Worauf achten?

In welchen Fällen zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht?

Es gibt verschiedene Gründe, aus denen die Versicherungsunternehmen die Auszahlung der BU-Rente ablehnen können. Dazu zählen bei Vertragsabschluss nicht angegebene Krankheiten oder Arztbesuche, Fehler beim Antrag, die einen langen Briefwechsel mit der Versicherung nach sich ziehen, ein nicht erreichter BU-Grad von 50 Prozent oder auch die Verweisungsklausel.

Wie hoch sollte die BU-Rente sein?

Die Faustregel besagt, dass mindestens 50 Prozent des bisherigen Nettogehalts, aber nicht weniger als 1000 Euro monatlich ausgezahlt werden sollten. Die notwendige Höhe der BU-Rente hängt aber auch von den individuellen Lebenshaltungskosten ab. Detaillierte Informationen zur Wahl der Höhe der BU findest du hier.

Zahlt die BU auch bei psychischen Erkrankungen?

In der Theorie werden diverse psychische Erkrankungen von der BU mit abgedeckt. Praktisch allerdings ist die Schwere und Dauerhaftigkeit der psychischen Erkrankung nicht so einfach ersichtlich wie bei physischen Erkrankungen. In den meisten Fällen wird ein Attest nur von einem Psychotherapeut:innen als nicht ausreichend erachtet. Um dennoch von deiner Berufsunfähigkeitsversicherung Gebrauch zu machen, kannst du dich an Fachärzt:innen der Psychiatrie wenden. Von ihnen kannst du ein Attest erhalten, welches die Versicherung als Beweis der Auswirkungen deiner psychischen Erkrankung akzeptiert.

Wie lange wird die BU-Rente gezahlt?

Wie lange die Berufsunfähigkeitsrente gezahlt wird, geht aus dem Versicherungsvertrag hervor. Idealerweise sollte die Laufzeit bis zum Beginn des normalen Renteneintritts gehen, sodass es nicht zu Aussetzern in der Zahlung kommt. Mit Beginn der normalen Rente endet die BU-Rente. Außerdem können die Zahlungen stoppen, wenn eine Genesung und eine Wiedereingliederung in den Beruf stattgefunden hat.

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